Abwasserbeseitigung wird Jahrhundert-Projekt

Da die Waldbrunner Kläranlagen in die Jahre gekommen sind, ist dringend die Modernisierung der Abwasserbeseitigung notwendig. Unser Bild zeigt die Kläranlage in Waldkatzenbach. Am dortigen Auslauf des Abwassers in die Eisigklinge war es mehrfach zu ungewöhnlichen Schaumbildungen gekommen, deren Ursache bis heute nicht ermittelt wurde. In Waldkatzenbach wird es entsprechend der Konzepte künftig keine Anlage mehr geben. Stattdessen soll das Abwasser über Antonslust in der Kläranlage Eberbach behandelt werden. (Foto: Hofherr)

Waldbrunn. Während bei der Sanierung, Modernisierung um Umgestaltung der Waldbrunner Grundschule zum Winterhauch-Campus ein Jahrhundertprojekt, das voraussichtlich gut 8 Mio. Euro kosten wird, noch nicht abgeschlossen ist, steht seit der jüngsten Gemeinderatssitzung im Gerhard-Hauck-Saal im Strümpfelbrunner Rathaus zeichnet sich eine Maßnahme ab, die mit Kosten bis zu grob geschätzten 25 Mio. Euro zur RekordInvestition auf dem Winterhauch werden dürfte.

Die Geschichte beginnt bereits Ende 2018 bzw. Anfang 2019. Mehrfach berichteten wir über ungewöhnliche Schaumbildung (wir berichteten) am Auslauf des geklärten Abwassers an der Kläranlage Waldkatzenbach in die Eisigklinge. Leser:innen sendeten über mehrere Wochen Fotos und Videos auf denen ungewöhnlicher Schaum zu sehen war.

Bei einem Vororttermin konnten wir uns selbst von diesem unerwünschten Phänomen überzeugen. Nach der Berichterstattung, Hinweisen an die Gemeindeverwaltung und ans Landratsamt, nahm die Polizei im Februar 2019 Ermittlungen auf (wir berichteten).

Wenig später wurde mitgeteilt, dass es sich bei dem Schaum um Tenside handeln soll, die von der Einleitung von Waschmittel stammen. Bei einer Begehung mit Gemeindeverwaltung und Landratsamt im Mitte Mai 2019 kündigte Bürgermeister Markus Haas an, dass sich die Gemeinde, auch aufgrund der Tatsache, dass alle Waldbrunner Kläranlagen etwa 40 Jahre alt sind, und damit ihre „Lebensdauer“ erreicht bzw. sogar überschritten haben, die Erstellung eines entsprechenden Abwasserbeseitigungskonzept (wir berichteten) in Aussicht.

In der Novembersitzung 2019 stellte dann Marco Rieß vom Ingenieurbüro Sack und Partner, Adelsheim, die notwendige Vorgehensweise bei der Erstellung eines entsprechenden Konzepts vor. Um in den Genuss von Fördermitteln in Höhe von bis zu 80 Prozent sei allerdings die Zentralisierung der Abwasserbeseitigung notwendig. Kleinere, dezentrale Kläranlagen werden laut Ries nicht mehr gefördert.

Ein Strukturgutachten, Schmutzfrachtberechnungen, eine Fremdwasserbeseitigungsstudie und Fremdwassermessungen sind zudem Voraussetzungen für eine entsprechende Bezuschussung durch das Land. Mit einer Bestandsaufnahme, der Berechnung der Reinigungskapazitäten und der Erstellung von Lösungsvorschlägen, mit diversen Alternativen wurde das Büro Sack und Partner in dieser Sitzung zum Preis von 75.000 Euro beauftragt.

Nach einem kurzen Sachstandsbericht im Frühjahr 2022, bei dem Rieß schon Kosten in Höhe von bis zu 25 Mio. Euro in den Raum stellte, war es ruhig geworden, was das Thema Abwasserbeseitigung betrifft. Nun stand, nahezu auf den Tag genau, vier Jahre nach der Beauftragung die Vorstellung des Strukturgutachtens als einziges Thema auf der Tagesordnung der jüngsten Gemeinderatssitzung.

Aufgrund der Topografie der Gemeinde Waldbrunn, dem Fehlen entsprechender, wasserführender Vorfluter (Bäche, Flüsse) und der Abstimmung mit anderen Kommunen sei es sehr zeitaufwändig gewesen, entsprechende Lösungen auszuarbeiten. Immer wieder habe man auf Daten warten müssen, weshalb es zu der enorm langen Bearbeitungsdauer gekommen sei, so Rieß weiter.

Letztendlich prüfte der Planer zunächst 15 Optionen. Darunter auch exotische Lösungen, wie die Anbindung an die Kläranlage Mudau, die komplette Entsorgung über Eberbach, sowie die Anbindung an die Neckartal-Kläranlage in Obrigheim, in Zusammenhang mit dem Abwasserprojekt in Neckargerach.

Dabei stießen die Experten aber immer wieder auf Schwierigkeiten, die nicht zu beheben waren. So ist die Entfernung nach Mudau zweit, sodass enorme Kosten für die Abpumpung des Waldbrunner Abwassers notwendig wäre. In Neckargerach ist die Kapazität der innerörtlichen Abwassernetzes zu klein und die Kläranlage Eberbach kann Waldbrunn keine ausreichenden Kapazitäten bereitstellen.

So waren am Ende zwei Lösungen übrig, die man nun weiter untersuchen will. In beiden Fällen soll das Abwasser der Ortsteile Oberdielbach, ist bereits angebunden, und Waldkatzenbach über Eberbach abgeführt werden.

Im ersten Lösungsvorschlag ist eine neue, zentrale Kläranlage der Gemeinde Waldbrunn in Nachbarschaft der bisherigen Kläranlage in Schollbrunn vorgesehen. Die zweite Option befasst sich mit der Abwasserbeseitigung über die Kläranlage der Gemeinde Fahrenbach, die auch von der Gemeinde Limbach derzeit betrieben wird, sodass eine große Lösung für den Winterhauch geschaffen wird. Dabei bleiben aber zahlreiche Pumpwerke, mit entsprechend hohen Energiekosten, in Verantwortung der Gemeinde Waldbrunn.

Beide Optionen werden auf Kosten zwischen 22 und 25 Mio. Euro geschätzt, wobei die Lösung mit einer eigenen Kläranlage in Schollbrunn deutlich günstiger wäre, die Verantwortung aber komplett bei der Gemeinde Waldbrunn, und nicht bei einem Abwasserzweckverband liegen würde.

Hierfür benötige man entsprechend qualifiziertes Personal, mit den dazugehörenden Problemen, wie Fachkräftemangel etc., weshalb Bürgermeister Markus Haas eine Lösung präferiert, bei der die Betriebsführung nicht bei der Gemeinde liegt.

Daher beschloss der Gemeinderat am Ende der Sitzung, dass man aufgrund des vorgestellten Strukturgutachtens nun für zwei Machbarkeitsstudien Zuschüsse beantragen wird.