Zukunftsthemen im Waldbrunner Gemeinderat

Menschen laufen auf einem sonnigen Straßenbürgersteig

Die Städtebauliche Erneuerung in Oberdielbach wurde vom Gemeinderat diskutiert. Da auch die Bürger eingebunden werden sollen, fand bereits eine Bürgerversammlung sowie der Ortstermin rund um die Immobilie der ZG Raiffeisen an der Hauptstraße auf dem Programm. (Foto: Hofherr)

 

Waldbrunn. In der jüngsten Gemeinderatssitzung der Gemeinde Waldbrunn standen zentrale Themen zur städtebaulichen Entwicklung auf der Agenda. Besonders im Fokus war das umfassende Projekt zur Erneuerung des Ortskerns in Oberdielbach.

Zukunft für Oberdielbach – Gemeindeentwicklungskonzept 2035

Steffen Monninger von der Landsiedlung Baden-Württemberg stellte dem Gemeinderat das Gemeindeentwicklungskonzept (GEK) 2035 sowie das Integrierte Städtebauliche Entwicklungskonzept (ISEK) für Oberdielbach vor. Die Notwendigkeit eines städtebaulichen Erneuerungsverfahrens wurde festgestellt, insbesondere für das ZG-Areal und die Neugestaltung des Verkehrsknotens.

Mängelanalyse und Maßnahmen

Gemeinsam mit dem Büro IfK Mosbach und Waldbrunner Bürgern wurden im ISEK Mängel in der Ortslage identifiziert und Lösungsansätze entwickelt. Eine umfassende Bestandsaufnahme umfasst Aspekte wie Flächennutzung, Verkehrssituationen und die bestehende Gebäudestruktur.

Daraus ergeben sich drei Leitprojekte. Ein Projekt ist die Neuordnung des ZG-Areals, da die brachliegende Fläche in einen öffentlichen Aufenthaltsbereich mit Spiel- und Sportgeräten umgewandelt werden soll. Dadurch soll eine “echte” Dorfmitte entstehen, die bislang fehlt. Zudem ist eine Mehrgenerationenwohnanlage geplant.

Ein zweites Projekt ist die Neugestaltung des Verkehrs-Mobilitätsknotens. Ein Kreisverkehr soll die Verkehrssituation an der Abzweigung in Richtung Schollbrunn verbessern. Außerdem sollen Fußgängerüberwege geschaffen werden, um insbesondere Kindern einen sicheren Schulweg zu ermöglichen. Parkmöglichkeiten und Ladesäulen für E-Mobilität sind ebenfalls vorgesehen.

Als drittes Projekt wird Gestaltung des Kindergarten-Umfelds in der Schulstraße ins Auge gefasst. Auf einem benachbarten Grundstück sollen ungenutzte Flächen revitalisiert und ein neues Jugendhaus errichtet werden.

Antragstellung zur Städtebauförderung

Der Gemeinderat beschloss die vorgelegten Konzepte (GEK/ISEK). Um die geplanten Maßnahmen zu finanzieren, wird ein Antrag zur Aufnahme in ein Städtebauförderprogramm bis zum 04. November 2024 eingereicht. Das geplante Sanierungsgebiet umfasst etwa 14,7 Hektar und konzentriert sich auf die Bereiche mit städtebaulichem Handlungsbedarf.

Die Maßnahmen sollen die Lebensqualität in Oberdielbach steigern, den Wohnraum verbessern und die Dorfgemeinschaft stärken. Die Umsetzung des Konzepts kostet die Winterhauch-Gemeinde unter dem Strich gut 5 Mio. Euro. Da man ein gutes Konzept vorlege, zeigte sich Steffen Monninger sehr optimistisch, was die Bewilligung durch das Regierungspräsidium betrifft. Bürgermeister Markus Haas ließ das Gremium wissen, dass die Umsetzung des Konzepts nur machbar sei, wenn man in das Programm aufgenommen werde. Eigeninitiative lasse die Haushaltslage nicht zu.

Strukturgutachten Abwasserbeseitigung

Neben den städtebaulichen Themen informierte die Gemeinde über den aktuellen Stand des Strukturgutachtens zur Optimierung der Kläranlagen in Strümpfelbrunn, Schollbrunn und Waldkatzenbach. Der Gemeinderat erhielt von Marco Rieß vom Büro Sack und Partner aus Adelsheim umfassende Informationen zum Sachstand und den nächsten Schritten, um die Abwasserinfrastruktur nachhaltig zu verbessern.

Aktueller Stand der Planungen

Die Erstellung eines Strukturgutachtens zur Optimierung der Kläranlagen in Strümpfelbrunn, Schollbrunn und Waldkatzenbach ist nach fast vier Jahren intensiver Diskussionen und Überlegungen herausfordernd. Der Gemeinderat hat sich zuletzt am 21. März 2024 eingehend mit Lösungsmöglichkeiten befasst.

Nach dem Grundsatzbeschluss vom 06. November 2023, der den Bau einer zentralen Kläranlage in Schollbrunn vorsieht, wurden neue Ideen für eine Kläranlage im Bereich Antonslust in Eberbach diskutiert. Erste Gespräche hierzu fanden im Januar 2024 statt. Am 22. Mai 2024 präsentierte Planer Marco Rieß Variantenuntersuchungen, die den Anschluss von Waldkatzenbach und Strümpfelbrunn an die neue Kläranlage vorsehen.

Die Baukosten für den Anschluss aller Ortsteile betragen laut Schätzungen 25,2 Mio. Euro, während der Projektkostenwert (Baukosten zuzüglich Betriebskosten für 30 Jahre) bei etwa 60,7 Millionen Euro liegen soll. Die Kosten für den Bau in Schollbrunn und die Beseitigung des Abwassers aus Waldkatzenbach und Dielbach über Eberbach liegen bei 20,4 Mio. der Projektkostenwert bei 58,2 Mio. Euro.

Die Diskussion über die finanziellen Beteiligungen ist jedoch kompliziert. Die Stadt Eberbach hat deutlich gemacht, dass sie keine Kosten für die neue Kläranlage übernehmen will, was bedeutet, dass die Gemeinde Waldbrunn alle anfallenden Kosten tragen müsste. Dies gilt auch für Machbarkeitsstudien, die im Fall einer Nichtumsetzung zu Lasten der Waldbrunner Abwassergebührenpflichtigen gehen könnten.

Die Planungen wurden durch weitere Beratungen mit verschiedenen Behörden und Kommunen ergänzt. Dabei stellte sich heraus, dass es auch Überlegungen gibt, Abwässer von Oberzent an die neue Kläranlage anzuschließen, was jedoch wirtschaftlich geprüft werden muss. Aber auch die hessische Kommune würde sich nur geringfügig an einer solchen zentralen Anlage beteiligen.

Waldbrunn drängt jedoch auf einen zeitnahen Abschluss des Strukturgutachtens, um die Fördermöglichkeiten rechtzeitig zu nutzen. Bei einer geplanten Antragstellung im Herbst 2027 müssten die Planungen bis Mitte 2025 abgeschlossen sein. Die Stadt Eberbach zeigt sich offen für eine Betriebsführung der neuen Anlage, unabhängig vom Standort.

Insgesamt bleibt die Situation angespannt, da viele Fragen zur Finanzierung und zur Umsetzung der Kläranlagen-Optimierung noch offen sind.

Das Gremium wollte nach Abwägung aller Argumente an der bereits vor einem Jahr beschlossenen Variante mit einem Neubau in Schollbrunn festhalten. Das Strukturgutachten soll nun zeitnah abgeschlossen und die entsprechenden Zuschüsse beantragt werden. Die Realisierung dieser Variante ist laut Marco Rieß in sechs bis zehn Jahren machbar.

Haushaltsentwicklung 2024

Abgerundet wurde die Sitzung durch Informationen der Kämmerei zur Entwicklung des Haushaltes 2024.

Kämmerer Joachim Gornik ließ das Gremium wissen, dass sich der Haushalt bedeutend positiver entwickelte, als ursprünglich geplant. Hierzu trägt insbesondere eine deutliche Steigerung der Gewerbesteuereinnahmen bei. Auch gesunkene Personalkosten sowie rückläufige Kosten auf den Energiesektor sorgten für bessere Zahlen.

Es gab jedoch auch Verschlechterungen, die Gornik den Gemeinderäten nicht vorenthalten wollte. So sank die tatsächliche Einwohnerzahl um 50 bis 60 Bürger, weshalb auch die Zuweisungen durch das Land rückläufig waren. Dennoch könne man einen Überschuss in Höhe von etwa 800.000 Euro erwirtschaften. Ursprünglich hatte der Haushalt ein leichtes Defizit vorgesehen.

Abschließend ließ Kämmerer Gornik die Anwesenden wissen, dass bisher keine Steuerschätzung des Landes Baden-Württemberg vorliege, weshalb man die weitere Haushaltsentwicklung derzeit nicht absehen könne.