Kläranlage Waldkatzenbach schäumt weiter

Klärwärter Dirk Fichter (re.) präsentiert SWR-Reporterin Friederike Kroitzsch eine Probe aus dem Nachklärbecken der Anlage in Waldkatzenbach. Das Wasser habe zwar keine Trinkwasserqualität, erklärt Dieter Rögner (2.v.li.) vom Landratsamt, könne aber ohne negativen Folgen für die Umwelt in die Eisigklinge abgeleitet werden. Aufgrund der gemeinsamen Recherchen von SWR und KP/NZ fand dieser Tage eine Ortsbegehung statt, an der auch Bürgermeister Markus Haas (li.) und Bauamtsleiter Martin Grimm (2.v.re.) teilnahmen. (Foto: Hofherr) 

Einleitung von Waschpulver als Ursache – Möglicherweise Manipulation durch Unbekannte

Waldkatzenbach. 

Nach unserer Berichterstattung über die Schaumbildung im Auslauf der Kläranlage in der Eisigklinge im Januar und unsere Anfragen an Gemeindeverwaltung und Landratsamt wurde Anzeige erstattet und von der Polizei ermittelt. Allerdings wurde kein Verursacher für die Einleitung von Waschpulver oder sonstigen Tensiden ermittelt.

Da die Schaumbildung nach wie vor auf uns vorliegenden Fotos und Videos zu erkennen ist, wurden durch KP/NZ und SWR4 weitere Nachfrage ans Landratsamt gestellt. Um alle Fragen zu beantworten, wurde uns vonseiten der Kontrollbehörde in Mosbach ein Vororttermin angeboten.

Anlässlich dieser Begehung war Dieter Rögner (Wasserwirtschaft und Bodenschutz) vom Landratsamt Neckar-Odenwald-Kreis nach Waldkatzenbach gekommen. Auch Waldbrunns Bürgermeister Markus Haas, Bauamtsleiter Martin Grimm sowie die Klärwärter Markus Lopinsky und Dirk Fichter waren anwesend. Eigens für den Termin war die Anlage kosmetischen Arbeiten unterzogen worden.

Beim Rundgang gab sich Rögner sehr viel Mühe, auch für Laien verständlich und nachvollziehbar, den Weg des Abwassers vom Einlauf in die Kläranlage bis zum Auslauf in der Eisigklinge darzustellen. Dabei berichtete Dieter Rögner, dass nicht alle Haushalt der Ortsteils Waldkatzenbach an die 1988 in Betrieb genommene Kläranlage angeschlossen sind. Die Neubaugebiete Leimengrube I-III sowie das Feriendorf werden über Oberdielbach nach Eberbach abgeleitet und dort geklärt.

Die Anlage sei zwar schon über 30 Jahre alt, es liege dennoch eine gültige Betriebsgenehmigung vor, das die Klärwerte innerhalb der Grenzwerte liegen, stellt Rögner fest. Daran änderten auch die Schaumberge im Januar nichts, die laut Rögners persönlicher Einschätzung auf die Einleitung großer Mengen an Waschpulver oder ähnlichen Substanzen zurückzuführen seien. Wer solche Mengen entsorgt habe, konnte aber keiner der Anwesenden schlüssig beantworten.

Da in Waldkatzenbach auch das Oberflächenwasser (Niederschlag) über die Kläranlage entsorgt wird, ist im Zuflussbereich auch ein Regenüberlaufbecken (RÜB) vorhanden. Bei stärkeren Niederschlägen kann es daher vorkommen, dass das Abwasser aus Haushalten und Gewerbebetrieben mit Regenwasser gemischt und somit verdünnt wird. Im vergangenen Jahr war das RÜB laut Dieter Rögner an 59 Tagen voll; an 20 Tagen, also ca. zwei Mal monatlich, lief das durch Regenwasser verdünnte Abwasser ungeklärt direkt in die Eisigklinge. Dies sei zwar nicht erstrebenswert, aber gesetzlich durchaus im Rahmen.

Ansonsten wird das Wasser in diesem ersten Reinigungsschritt mechanisch (physikalisch) gereinigt, da sich schwere Inhaltsstoffe wie Fäkalien etc. absetzen. Weiter fließt das Wasser durch eine Drossel, die den gleichbleibenden Zulauf regelt, über einen Rechen, der feste Stoffe wie Tampons, aber auch skurrile Funde wie Gebisse, so die Klärwärter, aus dem Wasser nimmt. Der Rechen wurde erst im Jahr 2018 komplett erneuert.

Weiter geht es in den sogenannten Emscher Brunnen, dessen steile Wände für die weitere physikalische Reinigung sorgen. Der abgesetzte Klärschlamm wird zwischengelagert, dann zur Kläranlage an Schollbrunn transportiert, wo er getrocknet und dann der Müllverbrennung zugeführt wird.

Das nun mehrfach mechanisch gereinigte Wasser läuft nun über den Tropfkörper durch ein poröses Gestein, in dem Bakterien für die biologische Reinigung sorgen. In dieser Stufe werden dem Abwasser Kohlen- und Stickstoff entzogen. Außerdem erfolgt auf chemischen Weg der Abbau von Phosphaten.

In diesem Bereich betreibt die Gemeinde Waldbrunn infolge unserer Berichterstattung einen automatischen Probennehmer, der jede Stunde eine Wasserprobe entnimmt. Diese werden bei Störfällen durch Augenschein überprüft. Es sei schwierig, entsprechende Laborwerte zu ermitteln. Zum einen seien solche Proben sehr teuer, zum andern müsse man den Laboranten auch mitteilen, wonach sie suchen sollen, berichtete Rögner.

Aus dem Tropfkörper, der nach dem Bekanntwerden der Schaumbildung gereinigt wurde, läuft das Abwasser in ein Nachklärbecken, wo sich noch verbliebene Feststoffe erneut absetzen sollen. Aus diesem Becken wird wöchentlich eine Probe gezogen. Diese Proben werden von den Klärwärtern Markus Lopinsky und Dieter Fichter im gemeindeeigenen Labor in Schollbrunn untersucht.

Darüber hinaus werden mehrmals jährlich Stichproben durch einen unabhängigen Experten entnommen und bewertet. Bisher alles ohne Auffälligkeiten. Dennoch belegen uns vorliegende Fotos und Videos, dass häufig stark verschmutztes, schäumendes, fettschillerndes und übelst stinkendes Wasser in die Eisigklinge läuft.

Nach dem ganzen Prozess, der lediglich etwa drei Stunden dauert, läuft das geklärte Abwasser durch den Ablauf in die Eisigklinge und von dort aus in den Höllbach. Beim Rundgang hatte sich an diesem Morgen wieder enorm viel Schaum gebildet, für den weder Dieter Rögner noch die Klärwärter eine Ursache nennen konnte. Vielmehr sorgte der Anblick bei allen Anwesenden für Fassungslosigkeit.
Möglicherweise werden die Schaumteppiche bewusst verursacht, spekulierten die Anwesenden. Allerdings konnte niemand einen möglichen Grund für ein solches Vorgehen nennen.

Es bleibe jedoch festzuhalten, dass der Schaum keine Gefahr für die Umwelt mit sich bringe, waren sich Dieter Rögner und Bürgermeister Markus Haas einig. Dennoch wolle man weiter nach Ursachen bzw. Verursachern suchen. Eine Sanierung stehe nicht im Raum. Auch weil eine gültige Betriebserlaubnis vorliege. Da vonseiten des Landes eine Zentralisierung der Abwasserbeseitigung angestrebt wird, soll in den nächsten Jahren ein entsprechendes Konzept für die Gemeinde Waldbrunn erstellt werden, versprach Bürgermeister Markus Haas.

Bis dahin muss die empfindliche Ökologie mit den Verunreinigungen klar kommen. Da auch geschützte Vogelarten wie der Schwarzstorch im Höllbach auf Nahrungssuche gehen, werden jetzt auch die Naturschützer des NABU Waldbrunn aktiv. In einem Schreiben ans Landratsamt soll um Aufklärung gebeten werden.


Trotz diverser Maßnahmen trat am Tag der Besichtigung wieder deutlich sichtbarer Schaum auf. Dieter Rögner und Bürgermeister Markus Haas mussten fassungslos gestehen, dass Schaumbildung in dieser Form nicht akzeptabel ist. Unerklärlich ist auch die Tatsache, dass trotz dieses Schaumteppichs in der Anlage selbst keine ungewöhnliche Schaumbildung zu sehen ist. Die führt zu der Spekulation, dass Unbekannte den Abwasserablauf manipulieren. (Foto: Hofherr)  

 

Hier geht es zum Bericht der SWR-Reporterin Friederike Kroitzsch: https://www.swr.de/swraktuell/baden-wuerttemberg/mannheim/Besorgte-Naturschuetzer-Schaeumendes-Abwasser-in-Waldbrunn-gibt-weiter-Raetsel-auf,schaum-waldkatzenbach-102.html