(Foto: privat)
Ein Zahnarzt berichtet von einem Hilfseinsatz in Nepal
Von Dr. Thorsten Schuster, Zahnarzt, Waldbrunn
Ich bin es gewohnt, in einer modern ausgestatteten Zahnarztpraxis in Waldbrunn zu arbeiten, mit Hightech-Geräten und perfekten hygienischen Bedingungen. Doch der ehrenamtliche Hilfseinsatz, den ich gemeinsam mit meiner 18-jährigen Tochter Lilli in einem abgelegenen nepalesischen Dorf unternahm, hat mir eine ganz neue Perspektive auf meinen Beruf – und auf das Leben – eröffnet.
In Nepal geht es hoch hinaus, bis zum „Dach der Welt“ mit dem berühmten Mount Everest u. ganz tief nach unten in die Armut der Menschen.
Ein extrem herausfordernder Einsatz mit außergewöhnlich schönen menschlichen Begegnungen.
Ein einfacher Health Post – ein Rettungsanker für viele
Unsere Reise führte uns in ein Dorf namens Loting, ca. zehn Stunden mit dem Jeep vom Flughafen Kathmandu entfernt. Das Dorf ist umgeben von majestätischen Bergen und ist nur über schmale, holprige Straßen erreichbar. Die Grenze zu Tibet ist nicht weit. In Loting befindet sich ein kleiner Health Post auf knapp 2.000 Metern Höhe (eine Art lokaler Anlaufpunkt mit medizinischen Helfern).
Betrieben und unterstützt wird diese Einrichtung durch den Verein DESOCA (Dental and social care for Nepal) für den zahnärztlichen Bereich und dem Verein BREPAL für den allgemeinmedizinischen Bereich.
Der zahnärztliche Behandlungsraum war voll funktionsfähig und bot alle Voraussetzungen für grundlegende Behandlungen.
Von morgens bis spät nachmittags behandelten wir Patienten, die teilweise stundenlang zu Fuß gekommen waren und nach Behandlung nochmals den gleichen Weg zurücklegen mussten. Viele davon hatten monatelang Zahnschmerzen, da der Health Post aufgrund der Wetterbedingungen nur einige Wochen im Frühjahr u. dann wieder im Herbst besetzt werden kann
Lilli, die sich nach ihrem Abitur entschlossen hatte, mich auf diesem Einsatz zu begleiten, war meine Assistentin. Sie hatte sich in den letzten Monaten in unserer Praxis auf die anstehende, zahnärztliche Aufgabe vorbereitet.
Während unseres zweiwöchigen Einsatzes in Loting haben wir mehrere hundert Patienten behandelt u. mehrere hundert Zähne entfernt. Erfreulicherweise waren auch einige Füllungen möglich.
(Foto: privat)
Besuch in der Schule: Ein Weckruf
Neben dem Health Post befand sich eine kleine Schule. Viele Schüler haben einen bis zu dreistündigen Fußweg hinter sich, wenn sie hier morgens ankommen. Ein wichtiger Grund für den Schulbesuch stellt das kostenlose Mittagessen dar.
Was in Erinnerung bleiben wird, sind die sanitären Anlagen der Schule, welche in einem erschreckend schlechten Zustand sind. Auch die Qualität des Trinkwassers, das in einem alten Plastikeimer zur Verfügung steht, ist sehr schlecht – ein Problem, das mit einfachen Maßnahmen, wie einem Filtersystem für Wasser, leicht behoben werden könnte.
Ein Resümee: Mehr als nur Zahnmedizin
Zurück in Deutschland denke ich oft an diese Wochen. Die Arbeit im Health Post war, neben aller Anstrengung, enorm erfüllend. Wir konnten einige hundert Nepali von zum Teil unvorstellbaren Schmerzen befreien.
Lilli hat ebenfalls viel mitgenommen. „Manche Probleme, die wir zuhause haben, fühlen sich jetzt ganz schön klein an”. Wir sind sehr froh darüber, so ein Vorzeigeprojekt in Nepal ehrenamtlich unterstützen zu dürfen. Freuen uns über Kollegen, welche ebenfalls Interesse bekunden, dort einen Einsatz durchzuführen u. natürlich sind Spenden (Konto unten) entsprechend willkommen.
DESOCA e.V.
Grafschafter Volksbank
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