Brutalität des Krieges im Odenwald

„Der 24. Februar 1945“  – Neuerscheinung des Museumsvereins Wagenschwend

Wagenschwend. Erinnerung wachhalten, Geschichte lebendig gestalten und Schicksale greifbar machen – das hat sich das Wagenschwender Dorfmuseum auf die Fahnen geschrieben. Auch und besonders, wenn es um die Ereignisse des 24. Februar 1945 geht. An diesem kalten Wintertag waren in der Wagenschwender Linde vier Menschen aufeinander getroffen: die polnische Zwangsarbeiterin Hanka Szendzielarz, Oberstleutnant Rudolf Sattler und zwei mutmaßlich Spione. Am Ende langen die Vier tot im Gasthaus des beschaulichen Dorfes: erschossen, erschlagen.  Die unerbittliche Brutalität des Krieges war plötzlich zum Greifen nahe, tief im Odenwald.

Zur Saisoneröffnung des Wagenschwender Museums Anfang Juni wurde diese Geschichte nun einmal mehr ganz lebendig. Auf Wunsch der Tochter von Hanka Szendzielarz brachten der Limbacher Bürgermeister Bruno Stipp und Museumsvereinsvorsitzender Gerhard Schäfer am Grab der Getöteten ein schlichtes Eisenkreuz an. Danach ging es zu einer kleinen Feierstunde ins Museum, hier wurden den zahlreichen Besuchern die neu gestalteten Räume ebenso vorgestellt wie ein kleines Büchlein, das die Ereignisse jenes 24. Februar 1945 zusammenträgt. Die Texte fußen auf Recherchen von Hans-Peter Sattler, Sohn des in der Linde erschossenen Oberstleutnants und wurden ergänzt von Museumsleiter Gerhard Schäfer, der sich selber seit Jahren um die Aufarbeitung des Geschehens kümmert. 

Auf die Idee, daraus ein Buch zu machen, kamen der Balsbacher Künstler Wilfried Georg Barber und Friederike Kroitzsch-Barber nach einem Vortrag, den Schäfer im Februar in Wagenschwend gehalten hatte. Barber übernahm Layout und Gestaltung, gedruckt wurde das Büchlein bei der Limbacher Druckerei Henn+Bauer, Herausgeber ist der Museumsverein.  Ein mahnendes Stück Dorfgeschichte sei damit für jeden zugänglich, so Edwin Henn, der die ersten druckfrischen Exemplare an Bürgermeister Stipp und Museumsleiter Schäfer übergeben konnte.

Info: „Der 24. Februar 1945“, Folio-Editionen, 53 Seiten, 12,50 Euro, Kontakt: Gerhard Schäfer, Tel.: (0 62 74) 9 50 02, E-Mail: g-schaefer@t-online.de. Dorfmuseum Wagenschwend (neu gestaltet sind die Barbierstube und das Alte Amtszimmer): geöffnet jeden letzten Sonntag im Monat von 14 bis 17 Uhr oder nach Vereinbarung.

Wagenschwend 1945 Buchuebergabe1

Unser Bild zeigt von links: Druckereigeschäftsführer Edwin Henn, Ortsvorsteher Gerhard Schork, Bürgermeister Bruno Stipp, Künstler Wilfried Georg Barber sowie das Ehepaar Marliese und Gerhard Schäfer. (Foto: Ursula Brinkmann)


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