Beim Spaziergang „vom Blitz getroffen“

 Nach seiner Wiederbelebung im Mai traf Karl-Dieter Heisner (3.v.re.) mit Ehefrau Kirsten, seine Ersthelfer Thomas Mayerhöfer (re.), Bernhard Weiß (li.) und Rainer Sigmund sowie Jan Hettinger (2.v.li.) vom DRK Ortsverein Waldbrunn. (Foto: pm)

Zur Woche der Wiederbelebung vom 19. bis 25. September: Ersthelfer retten Leben

Waldbrunn.(pm)

„Wie vom Blitz getroffen, so fühlte ich mich.“ Das sagt Karl-Dieter Heisner aus Waldbrunn-Weisbach rückblickend. Der „Blitz“ war ein Herz-Kreislauf-Stillstand in Folge eines schweren Herzinfarkts, der den 54-Jährigen an einem Sonntagmorgen im Mai bei einem Spaziergang umwarf.

„Davor gab es keinerlei Warnzeichen“, betont Heisner. „Ich hatte keine Schmerzen in der Brust oder Atemnot, wie man es oft hört.“ Dass er heute wieder topfit ist, verdankt er mehreren glücklichen Umständen, vor allem aber engagierten Ersthelfern. Die traf Karl-Dieter Heisner nun vor einigen Tagen wieder – voll Dankbarkeit.

Dabei war der 22. Mai absolut dramatisch: Gerade sah Kirsten Heisner ihren Mann noch vom Spaziergang nach Hause kommen, dann verlor sie ihn plötzlich aus den Augen. Als sie draußen nach ihm schaute, lag er röchelnd am Boden.

Auf ihre Hilferufe eilte Nachbar Bernhard Weiß herbei, bemerkte die fehlende Atmung und begann sofort mit der Herzdruckmassage, unterstützt von Thomas Mayerhöfer, der zufällig am Ort des Geschehens vorbeifuhr. Eine Autofahrerin wählte die 112, Kirsten Heisner, die Ehefrau des Patienten, rief zusätzlich den in der Nachbarschaft wohnenden Hausarzt und Notfallmediziner Rainer Sigmund zur Hilfe.

Kurz darauf trafen die durch die Integrierte Leitstelle alarmierten „Helfer vor Ort“ Jan Hettinger und Simon Liepert des DRK Waldbrunn an der Einsatzstelle ein. Während die beiden Ersthelfer Bernhard Weiß und Thomas Mayerhöfer die Herzdruckmassage durchführten, legte Rainer Sigmund einen Venenzugang und Simon Liepert platzierte die Klebeelektroden des Defibrillators, auch AED genannt, auf der Brust des Patienten. Parallel dazu kümmerte sich Jan Hettinger um die Intubation und Beatmung von Karl-Dieter Heisner.

Nach nur einem „Schock“ durch den Defibrillator war bei Karl-Dieter Heisner schon wieder ein eigener Kreislauf festzustellen. Die Helfer vor Ort organisierten noch vor dem Eintreffen des regulären Rettungsdiensts aus Mosbach den Transport mittels Rettungshubschrauber in die Uniklinik Heidelberg. Vier Bypässe erhielt der Weisbacher dort im Rahmen einer mehrstündigen Operation.

Heute nehme er zwar zahlreiche Tabletten ein, habe aber ansonsten keinerlei Beeinträchtigungen in Folge des schweren Herzinfarktes, so Heisner. Unschätzbar wertvoll, das weiß er, war der Einsatz der beiden Ersthelfer.

Bernhard Weiß und Thomas Mayerhöfer nehmen über ihren Arbeitgeber beziehungsweise über die Feuerwehr mindestens alle zwei Jahre an einem Erste-Hilfe-Kurs teil. „Wenn man regelmäßig solche Kurse besucht, kann man das Erlernte auch in so einer schwierigen Situation leicht abrufen“, sagte Thomas Mayerhöfer bei dem Treffen rückblickend.

Denn eigentlich stehen ja auch diejenigen unter Schock, die zu so einer dramatischen Situation dazukommen. Kirsten Heisner erinnert sich, so aufgeregt gewesen zu sein, dass sie im ersten Moment kaum in der Lage war, den Notruf abzusetzen.

Arzt Rainer Sigmund stellt fest: „Für mich war klar, dass die Herzdruckmassage durch die Ersthelfer qualitativ genauso gut war, wie die der Profis“. Wichtig ist aber, und da sind sich alle Ersthelfer einig, dass man sich nicht scheut, überhaupt etwas zu tun! Denn: „Man kann nichts falsch machen“, betonte auch der stellvertretende Rettungsdienstleiter Robin Bracht vom DRK-Kreisverband Mosbach beim Treffen der Retter mit ihrem Patienten.

Karl-Dieter Heisner selbst hat von den aufregenden Momenten der Wiederbelebung nichts mitbekommen. „Ich kann mich an nichts an diesem Tag erinnern. Erst am dritten Tag nach der Bypass-OP bin ich aufgewacht und habe mich gefragt: ‚Bin ich jetzt da oben, oder noch auf der Erde?‘“

Beim Wiedersehen bedankte sich Heisner zusammen mit seiner Frau bei allen Helfern. Sie lobten den Einsatz und die Bedeutung der „Helfer vor Ort“, die innerhalb weniger Minuten schnell und kompetent Hilfe leisteten. Gemeinsam mit den Rettern will sich Familie Heisner darum kümmern, dass der im Dorfgemeinschaftshaus vorhandene Defibrillator noch besser öffentlich zugänglich wird.

Und noch etwas hat Karl-Dieter Heisner sich überlegt: „Ich will mich selbst auch auf den neuesten Stand in Sachen ‚Erste Hilfe‘ bringen. Das geht mir schon eine Weile im Kopf rum. Ich werde mich demnächst für einen Kurs anmelden.“ Zum Schluss des Treffens ließ sich Karl-Dieter Heisner von Jan Hettinger noch den Defibrillator zeigen, der ihm in den Händen couragierter Ersthelfer das Leben rettete.