Dankbar für ein neues Leben

Diana Zheynova, Vasyl Zheynov und Tochter Veronika sind dankbar, dass sie in Schollbrunn gut angekommen sind. (Foto: privat)

Unterstützung durch Vermieter-Ehepaar und DRK-Integrationsmanagement

Schollbrunn. (pm) „Wir sind traurig, dass der Krieg so lange andauert, und hoffen, dass er bald endet. Aber ich glaube nicht wirklich daran“, bedauert Diana Zheynova mit Blick auf den zweiten Jahrestag des Angriffs auf die Ukraine. Seit bald zwei Jahren lebt sie mit ihrem Mann Vasyl und Tochter Veronika in Schollbrunn.

Den 24. Februar 2022 hat die Ukrainerin sehr deutlich in Erinnerung: Das wäre eigentlich ein Festtag geworden, denn sowohl ihre Mutter als auch ihre Schwiegermutter haben an diesem Tag Geburtstag. Doch am frühen Morgen begann völlig unerwartet und erschreckend der Krieg.

Die Eltern von Diana Zheynova sind immer noch in der Heimat, in einem Ort in der Nähe von Odessa. Der Vater sei schwer krank und die Mutter mit der Situation überfordert. Doch das Land verlassen wollen die beiden nicht. „Sie haben sich an den Kriegszustand gewöhnt“, berichtet Diana Zheynova bei einem Treffen in Schollbrunn.

Ihr Deutsch sei schlecht, lächelt sie entschuldigend, doch sie hat schon viel gelernt. Der geforderte B1-Deutschkurs ist abgeschlossen, der B2-Kurs kommt als nächstes dran. Tochter Veronika unterstützt im Gespräch gelegentlich als Dolmetscherin. Die Zwölfjährige besucht die sechste Klasse des Hohenstaufen-Gymnasiums Eberbach und hat dort mit gleich drei Fremdsprachen viel zu tun: Englisch, Französisch und Deutsch.

Daneben interessiert sie sich für das Zeichnen und besucht ein Kunstprojekt der Galerie ARTgerecht und des Vereins zur beruflichen Integration und Qualifizierung für ukrainische Frauen und Kinder in Eberbach.

Ehemann Vasyl Zheynov war bei Kriegsausbruch als Bootsmann auf hoher See unterwegs. Einige Tage harrten Mutter und Tochter damals auf gepackten Koffern in der Wohnung aus, dann machten sie sich zu Fuß und mit Bussen über Moldawien auf den langen Weg nach Adelsheim, wo die Familie Bekannte hatte.

Über das Landratsamt in Mosbach kamen die beiden an die Wohnung in Schollbrunn. Noch heute lebt die kleine Familie dort, inzwischen zu dritt, denn Vasyl Zheynov kam im Sommer 2022 ebenfalls in den Odenwald, nachdem sein Arbeitsvertrag ausgelaufen war.

Das Ankommen in Deutschland war nicht einfach, erinnert sich Diana Zheynova. Die viele Post und die Bürokratie waren eine Herausforderung. Es fehlte an allem. Auch alltägliche Dinge wie die Mülltrennung waren gewöhnungsbedürftig, lacht Diana Zheynova. Unterstützung leistete das Integrationsmanagement des Deutschen Roten Kreuzes in Mosbach, besonders Florian Küchler, mit dem die Familie heute noch im Kontakt steht.

Er vermittelte Vasyl Zheynov im November 2022 beim DRK-Kreisverband in Mosbach eine Stelle auf Geringfügigkeitsbasis – arbeiten zu können war dem Ukrainer von Anfang an besonders wichtig. Diana Zheynova ist inzwischen mit einem Minijob als Hauswirtschafterin bei der Johannes-Diakonie beschäftigt.

Im Vordergrund stand und steht bei beiden jedoch der Besuch von Deutschkursen. Aktuell hat der handwerklich begabte Familienvater an einer Fachschule für Weiterbildung in Heilbronn einen Kurs angetreten, der ihn als Haustechniker qualifiziert. Beide Eheleute bemühen sich, ihre ukrainischen Diplome in Deutschland anerkannt zu bekommen – sie als Sozialarbeiterin und er als Bootsmann.

Viel Hilfe im Alltag bekommt die Familie von ihren Vermietern. Nach zwei Jahren ist es schon etwas mehr als Hilfe geworden. „Volker und ich spielen zusammen Fußball“, lacht Vasyl Zheynov, und zwar bei den Freizeitkickern in Neckargerach. „Und Elke und ich gehen hier in Schollbrunn zusammen zur Gymnastik“, schiebt Diana Zheynova nach. „Gottseidank haben wir diese Vermieter gefunden.“

Hintergrund:

Das Integrationsmanagement des DRK-Kreisverbands Mosbach ist zuständig für die Betreuung von derzeit rund 260 Geflüchteten in den Gemeinden Billigheim, Elztal, Fahrenbach, Limbach, Schefflenz und Waldbrunn, die dort in Gemeinschaftsunterkünften und in vorläufigen kommunalen Unterbringungen leben.

Zwei Sozialarbeiterinnen kümmern sich um deren Anliegen, die von der Asylverfahrensberatung über Hilfe bei Behördenkontakten, bei der Vermittlung in Arbeit und Berufsqualifizierung bis hin zu Arztbesuchen reichen. Hauptziel ist es, Menschen mit Migrationshintergrund bei der Integration zu helfen.