Bouffier: “Flüchtlinge sind unser „Rendezvous mit der Globalisierung“ – Nationalismus und Schwarzmalerei keine Lösung – Gründungsmitglied, langjährige Mitglieder und Funktionäre ausgezeichnet
Waldbrunn. Mit einem leibhaftigen Ministerpräsidenten feierte die CDU Neckar-Odenwald am Mittwoch in Waldbrunn ihr 70-jähriges Bestehen. In Ermangelung eines baden-württembergischen Landesvaters hatten CDU-Kreisgeschäftsführer Jan Inhoff und Waldbrunns CDU-Vorsitzender Bürgermeister Markus Haas den Ministerpräsidenten aus dem Nachbarland Hessen, Volker Bouffier als Festredner verpflichtet.
Neben Bouffier, der auch als stellvertretender Bundesvorsitzender die Festrede hielt, waren auch MdL Peter Hauk, der ehemalige Europaabgeordnete Dr. Thomas Ulmer, der Erste Landesbeamte Dr. Björn-Christian Kleih und zahlreiche kommunale Mandatsträger der „Neckar-Odenwald-Partei“ auf den Winterhauch gekommen, wo sie vom Kreisvorsitzenden Ehrenfried Scheuermann herzlich begrüßt wurden.
Bürgermeister Markus Haas stellte anschließend „seine“ Odenwaldgemeinde vor, und erinnert daran, dass Volker Bouffier schon einmal am Fuße des Katzenbuckels zu Gast war. Daraus könne man gerne eine Tradition machen, denn nach Waldkatzenbach im Jahr 2011 und Strümpfelbrunn in diesem Jahr, verfüge man noch über weitere schöne Ortsteile.
In seiner 70-minütigen Rede ging Ministerpräsident Volker Bouffier anschließend weniger auf die Geschichte der CDU im Allgemeinen, noch die der CDU Neckar-Odenwald-Kreis im Besonderen ein, vielmehr streifte er vor dem Hintergrund des Wahlkampfs zahlreiche innenpolitische Themen. Bei der Schulpolitik bezog er auch klar Position gegen die „Einheitsschule“ und die grün-rote Gleichmacherei. Ideologie habe im Unterricht nichts zu suchen, so Bouffier.
Mit ihrer 70-jährigen Tradition sei die CDU die letzte verbliebene Volkspartei, bemerkte Bouffier unter dem Beifall der Anwesenden. Wie sich die Kassiererin aus dem Supermarkt, finde sich auch der Landwirt und der Börsenmakler in der CDU wider. Dies sei bis heute so geblieben, weil die Christlich Demokratisch Union auf drei Grundwerten basiere. So sei man im besten Sinne des Wortes konservativ und ändere nichts, nur um der Ideologie willen, sondern nur, um etwas besser zu machen, sei liberal, indem man jedem die Freiheit gewähre, sich entsprechend seiner Fähigkeiten zu entfalten, ohne eine Bevormundung; und sei letztlich sozial, wie es in dem Eintreten für die soziale Marktwirtschaft zum Ausdruck käme. Damit trage man dem christlichen Menschenbild in der Politik Rechnung.
Dies gelte auch im Hinblick auf die vielen Fragen und Sorgen rund um das Thema „Flüchtlinge“. Hier gelte es, Humanität und Verantwortung zusammen zu bringen. Natürlich könne keiner der guten Herzens sei, „Boote und Menschen vor den Küsten Europa absaufen lassen“, was sich auch bei der Aufnahme von mehr als einer Million Menschen im vergangenen Jahr und der großen Hilfsbereitschaft der ehrenamtlichen Helfer gezeigt habe. Man müsse aber auch betonen, dass diese Leistung nicht beliebig oft wiederholt werden könne, ohne die Gesellschaft vor eine Zerreißprobe zu stellen. Man müsse daher den Zuzug reduzieren und gemeinsam mit den europäischen Partnern nach Lösungen suchen. Die „Welt sei durcheinander“, betonte Volker Bouffier. Rund um Europa sind unzählige Krisen dafür verantwortlich, dass Menschen ihre Heimat verlassen, um woanders in Sicherheit und Frieden zu leben. Dass viele dieser Schutzsuchenden in Deutschland Aufnahme fänden, sei „unser Rendezvous mit der Globalisierung“. Dass andere am rechten Rand um Wähler werben, könne man als CDU nicht einfach hinnehmen. Vielmehr „muss man den Menschen in ihren Sorgen und Ängsten im Hinblick auf die Flüchtlingskrise sagen, dass die CDU mit Kanzlerin Angela Merkel einen Plan hat“, gab er den Wahlkämpfern mit auf den Weg. Dabei müsse man Geld in die Hand nehmen, um den Flüchtenden – heimatnah wie in der Türkei – menschenwürdige Unterkünfte zu schaffen. Auch überforderte Staaten wie Griechenland brauchen die Hilfe starker europäischer Partner beim Schutz der Außengrenzen, führte Bouffier weiter aus. Man dürfe nicht glauben, dass Nationalismus die richtige Lösung sei. Denn Nationalismus habe immer auch Krieg gebracht, lenkte er den Blick auf die europäische Geschichte bis 1945. Erst nach der Überwindung des Nationalismus und des europäischen Zusammenhalts sei unser friedliches Leben möglich geworden. Daher müsse man den Partnern immer wieder klar sagen, dass keiner alleine die bestehenden Herausforderungen lösen könne. Um die Integration der vielen Asylsuchenden auf den Weg zu bringen und davon zu profitieren, habe Hessen einen „Aktionsplan zum Zusammenhalt der Gesellschaft“ aufgestellt und Mittel für Sprachkurse von Anfang an, 20 Mio. Euro zusätzlich für Kinderbetreuung bereit gestellt und werde 800 Lehrer, aber auch 400 Polizisten einstellen, um aus den Herausforderungen eine Chance zu machen. Um möglichen Extremisten früh auf die Spur zu kommen, habe man außerdem die Aufstockung der Mittel für den Verfassungsschutz um 25 Prozent beschlossen. Denn Sicherheit sei eine Grundverpflichtung des Staates, ließ Bouffier die Festversammlung wissen.
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Dies solle man den Menschen draußen auf dem Land sagen, motivierte er die anwesenden Wahlkämpfer. Dann hätten „dumpfe Schwarzmaler“, die an den Grenzen schießen lassen wollen, keine Chance. Jeder der Parteien aus dem rechten Spektrum unterstütze, müsse sich darüber im Klaren sei, warnte Volker Bouffier, dass damit Gewalt herauf beschworen werde.
Die Union brauche keine Denkzettel und er sei zuversichtlich, dass Baden-Württemberg am 13. März wieder die Regierung bekomme, die das Land verdiene. Dass die fast 60-jährige Regierung der CDU in dem einzig „funktionierenden Bindestrich-Bundesland“ gut getan habe, zeige sich auch daran, dass es grün-rot nicht geschafft haben, dies in fünf Jahren kaputt zu machen, endete Ministerpräsident Volker Bouffier unter dem jubelnden Beifall der versammelten Mitglieder.
Nach seinem Eintrag ins Goldene Buch der Gemeinde Waldbrunn nahmen der Ehrengast Volker Bouffier, MdL Peter Hauk und Kreisvorsitzender Ehrenfried Scheuermann die Ehrungen langjähriger Mitglieder vor. Mit Wilhelm Essig aus Ravenstein konnte sogar ein Gründungsmitglied der CDU Neckar-Odenwald-Kreis ausgezeichnet werden. Neben seiner Mitgliedschaft führte Essig den Ortsverband der CDU Ravenstein bis zur Stadtgründung im Jahr 1975. Darüber hinaus erhielt der Michael Kretz, der vielen Generationen Mosbacher Kinder und Jugendlichen als Schulhausmeister bekannt sein dürfte, eine Auszeichnung für seine 60-jährige Mitgliedschaft. In Höhen und Tiefen mit „seiner Partei“ verbunden ist. Zwar sei er stets im Hintergrund geblieben, als langjähriger Plakatierer gemeinsam mit seinem Bruder Georg in unzähligen Wahlkämpfen aber nicht weniger bedeutend für eine Volkspartei. Krankheitsbedingt nicht dabei sein konnten Linus Schmitt (Limbach) und Klaus Roos, die der CDU ebenfalls seit sechs Jahrzehnten die Treue halten.
Als Bezirksvorsitzender übernahm MdL Peter Hauk vor seinem Schlusswort die Würdigung langjähriger, verdienter Ortsverbandsvorsitzender. So erhielten Clemens Morschhäuser 34 Jahre Vorsitz Ortsverband Buchen und 35 Jahre Vorsitz Stadverband Buchen, Reinhold Meisel (30 Jahre Vorsitz Gemeindeverband Hardheim, Karl Heinz Neser (30 Jahre Vorsitz Ortsverband Obrigheim, Josef Bleifuß (27 Jahre Vorsitz Ortsverband Gerolzahn-Glashofen), Siegfried Hornung, MdB a.D. (25 Jahre Vorsitz Stadtverband Ravenstein), Günter Bechtold (23 Jahre Vorsitz Gemeindeverband Höpfingen), Ludwig Vogl (9 Jahre Vorsitz. Ortsverband Strümpfelbrunn und 19 Jahre Vorsitz Gemeindeverband Waldbrunn), Manfred Banschbach (21 Jahre Vorsitz Gemeindeverband Limbach) Ehrenurkunden und Präsente.
Abschließend bat MdL Peter Hauk um Unterstützung für die bevorstehende Landtagswahl.
Musikalisch umrahmt wurde die Feier von der Feuerwehrkapelle Waldkatzenbach.
Ministerpräsident Volker Bouffier mit Bürgermeister Markus Haas beim Eintrag ins Goldene Buch der Gemeinde Waldbrunn. (Foto: Hofherr)