Blühstreifen als Insektenweide

(Foto: pm)

NABU Waldbrunn legt mit Unterstützung durch LEV des Neckar-Odenwald-Kreises Insektenweide

Waldbrunn. (pm)

Um dem gravierenden Insektensterben entgegenzuwirken und zur Erhaltung der biologischen Vielfalt bemühe sich der NABU Waldbrunn Blühstreifen anzulegen. Positive Beispiele hierfür finde man zurzeit reichlich in umliegenden Gemeinden, berichtete NABU-Vorstandsmitglied Ernst Stephan.

Laut Krefelder Studie (1989 bis 2016) sei der Rückgang der Biomasse der Insekten zu mehr als 76 Prozent nachgewiesen worden. Sie veranschauliche die dramatische Situation des Insektenschwunds.

Nachdem es im letzten Jahr nicht gelungen sei, auf Grünflächen der Gemeinde Waldbrunn Wildblumenwiesen anzulegen, habe sich der NABU-Vorstand entschieden, einen Schmetterlings- und Wildbienensaum auf einem eigenen Grundstück zu realisieren.

Im Auftrag des NABU pflügte und eggte der Waldbrunner Landwirt Timo Stephan im Frühjahr einen 120 m langen Streifen auf einem NABU-Grundstück entlang des Feldweges im Meisental auf Gemarkung Waldbrunn-Oberdielbach. NABU- Mitglieder bereiteten anschließend die Fläche vor, verteilten den Samen und walzten ihn fest. Zehn Wochen später konnte Ernst Stephan vom Vorstand des NABU überrascht feststellen, dass erst sehr verzögert, dann aber in kürzester Zeit aus dem Samen eine beeindruckende Blütenpracht mit herrlichem Duft hervorging, in der es nur so summte vor Insekten.

Matthias Jurgovsky, Geschäftsführer des Landschaftserhaltungsverbandes des Neckar-Odenwald-Kreises konnte nun die von dem Verband geförderte Maßnahme abnehmen. Die Wildblumen, die hier in allen Farben blühen, begeistern nicht nur Spaziergänger, sondern auch Hummeln, Wildbienen und Schmetterlinge und andere Insekten. Matthias Jurgovsky bezeichnete dieses Projekt als gelungenes Beispiel für eine gute Zusammenarbeit zwischen Naturschutzverbänden, der Landwirtschaft und dem Landschaftserhaltungsverband. Ziel sei es gewesen, einen extensiv gepflegten Blühsaum als Nektarquelle, Reproduktionsraum und Rückzugsgebiet für zahlreiche heimische Insektenarten zu schaffen – insbesondere für Wildbienen und Schmetterlinge.

Die Samenmischung bestehe, wie der Geschäftsführer des LEV berichtete, aus 90 Prozent Wildblumen und berücksichtige in besonderem Maß die Ansprüche von Wildbienen und Schmetterlingen an Trachtpflanzen. Die zu 10 Prozent vertretenen Untergräser dienten als Futterpflanzen für Schmetterlingsraupen. Eine lange Blühzeit von frühzeitig blühenden Arten, wie dem Barbarakraut, bis zu Hochsommerarten (z.B. Wegwarten und Malven) garantiere eine kontinuierliche Sammelquelle für Insekten. Arten wie Glockenblume, Flockenblume, Wilde Möhre, gewöhnlicher Natternkopf, Johanniskraut, Wiesen-Margerite und Wiesen-Salbei, habe man früher häufig in Wiesensträußen oder Würzbüschel gefunden anlässlich des Brauchs zur Kräuterweihe zum Fest Mariä Himmelfahrt.

Das Meisental eigne sich besonders für einen Blühstreifen, weil das Gebiet vor allem ackerbaulich geprägt sei und ein naturnahes Feuchtgebiet ganz in der Nähe liege. Dieser Streifen solle jetzt nur maximal einmal pro Jahr gemäht werden, dann hätten die Insekten den größten Nutzen davon und die Wildblumen trieben im nächsten Jahr wieder aus.

Insekten als die artenreichste Klasse unter den Tieren seien ein wesentlicher Bestandteil in der Nahrungskette für verschiedenste Kleintierarten wie Amphibien und Reptilien, so Ernst Stephan. Vor allem auch unsere heimischen Vogelarten verhungerten ohne Insekten oder könnten ihre Brut nicht ausreichend ernähren. Ein wichtiger Grund sei dies für den NABU und den LEV, hier zu handeln.

Ernst Stephan betonte abschließend, dass laut NABU Klimaschutz und der Erhalt der biologischen Vielfalt (Biodiversität) eng miteinander verknüpft seien, da der Klimawandel vielen Arten mit rasanter Geschwindigkeit ihre Lebensräume und ihre Nahrung dezimiere und außerdem viele Rastplätze während des Vogelzugs trocken fallen lasse. Deshalb dürfe man beide Ziele nicht aus den Augen verlieren. Durch die Schaffung von solchen wertvollen Lebensräumen wie hier im Meisental-Biotop könne man einen Beitrag dazu leisten.