Trotz Corona-Abstand tauschten sich die medizinischen Akteure der Winterhauch-Gemeinde sehr konstruktiv aus. (Foto: Hofherr)
Drittes Gesprächsrunde “Gesundheit und Sicherheit” mit Bürgermeister Markus Haas – Hilfsfristen werden in Waldbrunn nicht immer eingehalten – Ärzte und bürgerschaftliches Engagment macht Waldbrunn sicherer
Waldbrunn.
Zur bereits dritten Gesprächsrunde zum Thema „Gesundheit und Sicherheit in unserer Gemeinde“ hatte Bürgermeister Markus Haas die in Waldbrunn praktizierenden Hausärzte Dres. Andreas und Daniel Körting, Christian Starck und Bruno Westermann sowie Stephan Vogl von der Kurapotheke ins Übergangs-Rathaus nach Schollbrunn eingeladen. Weiter nahmen teil Feuerwehrgesamtkommandant Michael Merkle, DRK- Bereichsleiter Robin Bracht sowie von den „Helfern vor Ort“ (HvO) des DRK, Jan Hettinger, und als Vertreter der „Mobilen Retter“ Simon Liepert.
Zunächst stand die aktuelle Lage in Bezug auf die Corona-Pandemie auf der Tagesordnung. Die Waldbrunner Ärzteschaft konnte diesbezüglich einen relativ „milden“ Verlauf für Waldbrunn verzeichnen. Die Neuinfizierungen seien wie allgemein rückläufig. Man werde lernen müssen mit Corona zu leben. Es gelte diese Krankheit zu betrachten wie eine Grippe. Allerdings nehme man heutzutage die Influenza, die immer noch jährlich mehrere tausend Todesopfer verantwortlich sei, im Allgemeinen gar nicht mehr so wahr.
Die ersehnten Lockerungen in Bezug auf Corona sehe man zwar kritisch, so die Hausärzte, diese seien jedoch wirtschaftlich gesehen dennoch notwendig. „Solange der Impfstoff nicht zur Verfügung steht, wird man mit der Situation rücksichtsvoll und vernünftig aber nicht hysterisch umgehen müssen“, so Dr. Andreas Körting.
In Waldbrunn bereite man sich auf einen „eingeschränkten Normalbetrieb“ vor, erklärte Bürgermeister Markus Haas und besprach mit den Anwesenden die Öffnung der Kindergärten, der Bürgerhäuser und weiterer Einrichtungen der Gemeinde. Oberste Prämisse sei dabei aber die Einhaltung der Hygienemaßnahmen, so Haas. Lediglich die Öffnung der Katzenbuckel-Therme sei noch ungewiss.
Als weiteren Besprechungspunkt wurde von Bürgermeister Haas die Einhaltung der Hilfsfrist im Rettungsdienst auf die Agenda gesetzt. In Baden-Württemberg gilt im Rettungsdienst eine vorgeschriebene Hilfsfrist von 15 Minuten. Innerhalb dieser Zeitspanne müsse Hilfe geleistet werden, erläuterte das Gemeindeoberhaupt. Die Hilfsfrist wird in drei wesentliche Zeitabschnitte unterteilt. So gibt es die Gesprächs- und Dispositionszeit in der Leitstelle, die Ausrückzeit der Einsatzkräfte und die Anfahrtszeit bis zum Einsatzort.
Würde man nur die Rettungsmittel aus dem Rettungsdienstbereich Neckar-Odenwald betrachten, käme es aufgrund der Anfahrtsstrecke aus Mosbach nach Waldbrunn größtenteils zu einer Überschreitung dieser 15 Minuten im Rettungsdienst, also durch Notarzt bzw. Rettungswagen. Lediglich durch die Unterstützung aus Eberbach könne die Hilfsfrist in Waldbrunn weitestgehend gewährleistet werden, konnte Markus Haas berichten. Im Hinblick auf die geplanten Sanierungsarbeiten an der Landstraße L524 von Eberbach nach Unterdielbach sei ein besonderes Augenmerk auf diesen wichtigen Punkt zu legen. Verschiedene Überlegungen wurden durch die Anwesenden angestellt, mit denen Bürgermeister Haas bei den Verantwortlichen für den Rettungsdienst das Gespräch suchen möchte, um zum einen kurzfristige Lösungen zu finden, die sich aus der Sondersituation der Sanierung der L 524 ergeben, aber eben um auch insgesamt zu einer Verbesserung der Hilfsfrist bei Notfällen in Waldbrunn zu erreichen.
„Dass die Zeit ein wesentlicher Faktor für Rettungsmaßnahmen darstellt, wird niemand bestreiten“, und so nutzte Haas die Debatte über die Hilfsfrist, um auf die ehrenamtlichen Retter einzugehen.
Gerade für die Gemeinde Waldbrunn mit den Schwierigkeiten bei der der Hilfsfrist, sei der Einsatz von Ehrenamtlichen besonders wichtig, weshalb er den anwesenden Vertreter der Blaulichtorganisationen für deren Einsatz dankte. Jan Hettinger und Robin Bracht berichteten, dass sich die „Helfer vor Ort“ innerhalb des DRK Waldbrunn wieder über verstärkten Zulauf freuen dürfen. So seinen derzeit neun Personen in der Ausbildung als Ersthelfer auf dem Winterhauch. Für die betroffenen Bürger seien die Einsätze von mitunter lebensrettender Bedeutung, war allen Anwesenden klar.
Simon Liepert stellte anschließend die Idee hinter den „Mobilen Retter“ vor. An diesem Projekt, das Ende 2018 im Neckar-Odenwald-Kreis an den Start ging, werden Ehrenamtliche mit medizinischen Vorkenntnissen, die sogenannten „mobilen Rettern“ über eine Smartphone-App zu einem Notfall gerufen. Befindet sich der Retter in einem Umkreis von etwa drei Kilometern zum Notfall, wird er mittels der “Mobilen Retter”-App per GPS geortet und so innerhalb von Sekunden alarmiert. Durch die automatische Alarmierung, parallel zu den anderen Einsatzkräften, können Mobile Retter durch die örtliche Nähe sehr oft deutlich schneller als der Rettungsdienst am Einsatzort eintreffen und somit schneller qualifizierte, lebensrettende Maßnahmen einleiten. Gerade die ersten Minuten seien häufig entscheidend, machte Liepert deutlich.
Im Gespräch mit den Teilnehmern war es Bürgermeister Markus Haas ein großes Anliegen weitere Personen zu gewinnen, die sich am Projekt der „Mobilen Retter“ beteiligen. „Gerade die problematische Hilfsfrist zeigt, dass wir in Waldbrunn eben ein besonderes Augenmerk auf die Mobilisierung von bürgerschaftlichem Engagement legen müssen. Nur durch deren selbstlosen Einsatz innerhalb der wichtigen ersten Minuten seien die Bürger auf dem Winterhauch durch professionelle Hilfe geschützt“. Das Gemeindeoberhaupt bat alle Anwesenden, bei geeigneten Personen für eine Teilnahme an dem Projekt zu werben.
Ein weiteres wichtiges Anliegen war es dem Bürgermeister, alle Ortsteile der Gemeinde mit einem öffentlich zugänglichen Defibrillator auszustatten. Die Preise für einen solchen automatisierten externen Defibrillator (AED) belaufen sich allerdings auf ca. 2.000 Euro. In zwei von sechs Ortsteilen gibt es bereits öffentlich zugängliche Defibrillatoren, sodass die Anschaffung von vier weiteren angedacht sei, erklärte Haas. Bei der Diskussion kamen auch Vor- und Nachteile zu Sprache. Außerdem wurde als Alternative die Beschaffung solcher Geräte für die Ersthelfer der HvO-Gruppe thematisiert. „Darüber werden wir uns in den nächsten Wochen nochmals Gedanken machen,” versprach Haas.
Neben der Geschwindigkeit im Notfall, sind auch die nötigen Informationen über den Patienten wichtig. Daher stellte Haas dem Gremium die „Rettungsdose“ vor, in der die persönlichen Daten des Patienten mit Blutgruppe, Vorerkrankungen und Medikamentenpass genauestens festgehalten sind. Diese sollte jeder Bürger in seinem Kühlschrank aufbewahren sollen. Alle wesentlichen Informationen seien so durch die Helfer schnell auffindbar. Im Neckar-Odenwald-Kreis werde dieses Projekt vom Kreisseniorenrat beworben, der freundlicherweise einige Dosen zur Anschauung zur Verfügung gestellt, dankte Haas an dieser Stelle. Die Ärzte gaben in diesem Zusammenhang zu bedenken, dass die Dose nur dann Sinn mache, wenn die Informationen auch aktuell sind.
Bürgermeister Haas bedankte sich am Ende der Gesprächsrunde, bei der selbstverständlich die Corona-Hygieneregeln eingehalten wurden, für den sehr informativen Austausch mit den medizinischen Akteuren. Es sei ihm ein sehr großes Anliegen, sich mit den Anwesenden über die Themen Gesundheit und Sicherheit auszutauschen und Anregungen aus dem Gespräch in Verwaltungshandeln einfließen zu lassen. Außerdem zeigte sich das Gemeindeoberhaupt erfreut, dass man in der Gemeinde mit den Ärzten und den vielen ehrenamtlichen Helfern sehr gut aufgestellt sei. Dadurch sei das Leben auf dem Winterhauch ein gutes Stück sicherer, schloss Haas die Runde