Die Erzieherinnen der Waldbrunner Kindergärten durften sich über gefüllte Körbe freuen. (Foto: Hofherr)Waldbrunn.
Trotz Corona-Pandemie finden die Neckar-Odenwald-Tage in diesem Jahr in Waldbrunn statt. In Zusammenarbeit mit dem Kreis-Bauernverband, dem Landkreis, den beiden Kirchengemeinden der politischen Gemeinde wurde am Sonntag das Erntedankfest gefeiert.
Zunächst zelebrierten Pfarrer Jonathan Richter, von der evangelischen, und Gemeindereferent Gregor Kalla, von der katholischen Kirche, einen ökumenischen Gottesdienst, der vom Evangelischen Posauenchor musikalisch umrahmt wurde. Angepasst an die Pandemielage feierte man auf Anregung von Bürgermeister Markus Haas einen Bulldog-Gottesdienst auf dem Parkplatz der Katzenbuckel-Therme. Der Altar war auf einem landwirtschaftlichen Anhänger aufgebaut und geschmückt worden. Die Mitglieder des Bauernverbands waren mit zahlreichen Traktoren vertreten.
Anschließend lud der Vorsitzende des Bauernverbands Neckar-Odenwald, Albert Gramling alle Anwesenden zum Vorplatz der Katzenbuckel-Therme, wo er Minister Peter Hauk, die Bundestagsabgeordneten Alois Gerig und Nina Warken, Landrat Dr. Achim Brötel und Bürgermeister Markus Haas begrüßte. Ein spezielles Hygienekonzept hatte die Veranstaltung möglich gemacht.
In Ihren Grußworten gingen die Bedeutung der Landwirtschaft für die Ernährung, aber auch für die Schaffung und den Erhalt der hiesigen Kulturlandschaft ein. Dennoch müssten Landwirte und ihre Familien mit dem Preisdruck, verursacht insbesondere von den Discountern, aber mitgetragen auch vom Großteil der Bevölkerung, denen trotz aller Lippenbekenntnisse und Sonntagsreden zu Tierwohl und ökologischer Produktion häufig nur um einen möglichst niedrigen Preis gehe. Dass diese (billigen) Lebensmittel weit unter deutschen Umwelt- und Sozialstandards hergestellt werden, sei an der Supermarktkasse schnell vergessen. Anders sei es nicht zu erklären, so MdB Alois Gerig, dass in Deutschland lediglich 10 Prozent des Einkommens für Lebensmittel ausgegeben werden.
Neben dem ständigen Preisdruck müssen sich Landwirte permanenten Angriffen und eines schlechten Images erwehren. Zusammengenommen führen diese Probleme dazu, dass immer mehr Familienbetriebe nicht weitergeführt werden, bedauerten die Redner. Gerade in der kleinteiligen, vielfältigen Kulturlandschaft im Neckar-Odenwald-Kreis sei die große Bedeutung der Landwirtschaft offensichtlich. Daher müsse man den Bauern nicht nur auskömmliche Preise zahlen, sondern auch deren systemrelevante Bedeutung honorieren, wie sie gerade in Corona-Zeiten offensichtlich wurde, als Landwirte garantierten, dass es keine Engpässe bei der Versorgung der Bevölkerung gegeben habe, appellierten sowohl Politiker, als auch Verbandsvertreter.
Anschließend stellten Udo Holder, Inhaber eines Schweinemastbetriebs aus Mosbach, Peter Steck von einem Milchviehbetrieb in Schollbrunn und Ann-Katrin Mayerhöfer, geb. Zimmermann, von der Landmetzgerei Herwig Zimmermann aus Waldkatzenbach ihre Betriebe bzw. Probleme und Lösungen.
Während man bei der Schweinemast, auch wegen Corona und den Krankheitsfällen in Großschlachtereien, unter massiven Preisdruck geraten sei, komme nun noch die Afrikanische Schweinepest als Problem hinzu. Neue Verordnungen führten darüber hinaus zu einem enormen Investitionsbedarf, sodass er seine Schweine aktuell billiger veräußern müsse, als er sie produzieren könne.
Für Milchviehhalter Peter Steck ist nicht nur der Preis ein Problem, denn ab einer gewissen Größe könne man finanziell durchaus klar kommen. Für ihn, seine Familie und seine Mitarbeiter sei es das schlechte Ansehen, das ihnen zu schaffen mache. Meist seien es keine sachliche Kritik, sondern polemische, feindselige Diffamierungen, die den Bauern das Leben schwer machen.
Ann-Katrin Maierhöfer von der Landmetzgerei Herwig Zimmermann aus Waldkatzenbach stellte den Anwesenden das Konzept des Familienbetriebs vor, zu dem neben der Metzgerei auch eine Landwirtschaft gehöre. Um sich vom Massenprodukt der Discounter abzuheben, habe man sich frühzeitig dazu entschlossen, mit den Kunden ins Gespräch zu kommen, um dadurch zu erfahren, dass den Konsumenten Transparenz ein wichtiges Kaufargument ist. Daher habe man den Hof umgestellt und setze inzwischen darauf, das Rindfleisch auf Weiden rund um den Katzenbuckel selbst zu produzieren. Dies würde von Kunden auch entsprechend honoriert, schloss Mayerhöfer ihren Vortrag.
Bei der anschließenden Diskussion brachte Amelie Pfeiffer, Landtagskandidatin von Bündnis 90/Grüne und selbst Landwirtin vor, dass der Klimawandel bei den Bauern angekommen sei, weshalb es neue Lösungen brauche.
Um bei der Wertschätzung für Lebensmittel bereits bei den Kleinsten ein Bewusstsein zu wecken, durften sich die Vertreterinnen der Waldbrunner Kindergärten über prall gefüllte Körbe mit Produkten aus regionaler Produktion freuen.