(Symbolbild – JacMac34/Pixabay)
Der Kampf zwischen Menschen und Tieren ist so alt, wie die Menschheit selbst. Eine spezielle Nische besetzt dabei das rituelle Töten von Tieren. Sei es aus religiösen Gründen wie bei einer Opferung, oder aus gesellschaftlichen Gründen, wie beim Stierkampf. Der traditionelle Stierkampf, wie er vor allem in Spanien und in Spanisch geprägten Regionen auf der ganzen Welt ausgetragen wird, existiert schon seit dem frühen Mittelalter.
In Spanien gehört er zum kulturellen Leben, wie Cricket in England oder Barbecue in den USA. Stierkampf wird häufig kritisiert, selbst in Spanien regt sich immer mehr Widerstand gegen das rituelle Töten der Kampfstiere. Und dennoch, trotz aller Kritik, beeinflusst der Stierkampf bis heute weltweit Kunst, Film und Literatur.
Stierkampf als gesellschaftliches Event
Für uns ist es nur schwer vorstellbar, welche Anziehungskraft der Stierkampf in Spanien hat. Ein Torero kassiert heutzutage bis zu 180.000 Euro für nur einen Auftritt in der Arena. Das macht deutlich, wie groß auch das wirtschaftliche Interesse an diesen Events ist.
Kampfplätze gibt es im ganzen Land, ob nun sehr große, wie der Plaza de Toros in Málaga, oder kleinere in der Provinz. Ein Stierkampf dauert in der Regel 20 Minuten und endet in den meisten Fällen mit dem Tod des Stiers.
Bis es soweit ist, wird das Tier in drei Kampfphasen mürbe gemacht. Schließlich erlöst ihn einer der Stierkämpfer mit einem speziellen Degen von seinem Leid, denn im Laufe des Kampfes wird das Tier nicht nur durch die Arena gehetzt, sondern auch mehrfach mit speziellen Speeren, die über einen Wiederhaken verfügen, verletzt.
Der Stierkampf und sein Einfluss auf die Popkultur
Am bekanntesten dürfte in diesem Zusammenhang die Novelle „Carmen“ von Prosper Mérimée sein. Hier spielt ein Torero eine sehr wichtige Rolle als Liebhaber der Titelfigur. Bizet machte aus dem Stoff eine Oper. Die dazugehörige Arie mit dem Refrain „Toréador, en garde! Toréador!“ ist eine der bekanntesten Opernarien überhaupt.
Der erfolgreiche US-Amerikanische Autor Ernest Miller Hemingway nutzte den Stierkampf in seinen Büchern, um die Auseinandersetzung zwischen Leben und Tod darzustellen. In vielen seiner Romane, Kurzgeschichten, Reportagen und Essays verarbeitete er den Stierkampf. Die bekanntesten Werke in diesem Zusammenhang sind:
- Fiesta
- Tod am Nachmittag
- Gefährlicher Sommer
Aber auch Autoren wie García Lorca und Pierre Imhasly nutzen den Stierkampf für einige ihrer berühmtesten Werke. Selbst Kinderbücher sind hiervon beeinflusst. Im Buch „Ferdinand der Stier“ aus dem Jahre 1926 geht es um einen spanischen Kampfstier, der für das Spektakel allerdings zu friedlich ist.
Stierkämpfe spielten auch in bekannten Filmen eine teilweise sehr wichtige Rolle.
1956 erschien „Roter Staub“ von Irving Rapper. In diesem Film setzt sich ein mexikanischer Junge für das Leben eines Stiers ein, welcher von ihm selbst aufgezogen wurde. Am Ende des Films gibt es eine sehr lange Stierkampfszene, die mit der Begnadigung des Tieres endet.
Ebenfalls sehr bekannt ist das Musikvideo „Take a Bow“ und „You’ll see“ der US-Amerikanischen Sängerin Madonna. Die Künstlerin nutzt in den Videos die Erotik, die den Toreros im Allgemeinen zugeschrieben wird. Der berühmte Stierkämpfer Emilio Munoz agiert hier als ihr Partner.
Der El Torero Slot, ein Automatenspiel, welches in dem ein oder anderen Online Casino in Deutschland zu finden ist, setzt ebenfalls auf den Stierkampf als Zugpferd. Hier wird jedoch auf Gewaltdarstellung verzichtet, die Symbolik hat jedoch viel mit dem Ritualmord zu tun.
Kritik am Stierkampf
Vor allem Tierschützer fordern seit vielen Jahren ein Verbot des Stierkampfes. Wenig überraschend führen sie das Argument der Tierquälerei ins Feld. Ihrer Ansicht nach leiden sowohl die Stiere selbst als auch die eingesetzten Pferde unnötige Qualen. Der natürliche Fluchttrieb des Stieres wird permanent unterdrückt und ohne dass zuvor der Tod des Tieres festgestellt wird, entfernen die Toreros Schwanz und Ohren des Stiers, sobald er am Boden liegt.
Beim Stierkampf ist es nicht nur der Stier, der stirbt. Im Laufe der Jahre kamen einige Toreros bei den Veranstaltungen ums Leben:
- Francisco Riviera Perez 1984
- Jose Cubero Sanchez 1985
- Manolo Montoliu 1992
- Ramón Soto Vargas 1992
Besonders bekannt wurde der Tod des 29-jährigen Victor Barrio im Jahr 2016. Der junge Mann wurde von dem Stier durch die Luft geschleudert. Er starb, da sich ein Horn des Tieres durch sein Herz bohrte.
Argumente für den Stierkampf
Es gibt jedoch viele Menschen, die sich für die Fortführung der spanischen Tradition einsetzen. So wird unter anderem damit argumentiert, dass die Stiere während des Kampfes ein hohes Maß an beta-Endorphinen ausschütten, was die Schmerzwahrnehmung des Tieres stark einschränkt. Zudem werden die Kampfstiere, anders als die meisten anderen Zuchttiere, ihr Leben lang bis zum Wettkampftag im Freien aufgezogen.
Nicht zuletzt sind es wirtschaftliche Argumente, die ins Feld geführt werden. Die Dehesas, die für die Aufzucht der Tiere verantwortlich sind, würden bei einem Verbot der Stierkämpfe untergehen und mit ihnen eine ganze Branche, die von dieser Art des Wettkampfes lebt.
Im Laufe der vergangenen Jahre kam es in Spanien, aber auch in Frankreich und Portugal, wo ebenfalls eine abweichende Art von Stierkampf praktiziert wird, immer wieder zu Kontroversen. So war der Stierkampf in Katalonien zwischen 2012 und 2016 offiziell verboten. Auslöser war ein Volksbegehren. Allerdings hat das Verfassungsgericht Spaniens das Verbot als verfassungswidrig erklärt und für nichtig erklärt. Nur drei Monate nach dem Tod von Victor Barrio.
Vor allem der Tod von Barrio löste in den sozialen Netzwerken einen wahren Shitstorm aus. Stierkampfgegner aus dem In- und Ausland überschütteten sowohl Twitter als auch die Facebook-Seite des Toreros mit Hassbotschaften. In diesen wurde der Verstorbene massiv beschimpft und sein Tod gefeiert.