Waldbrunn will „mehr Zukunft wagen“

Neujahrsempfang in Waldbrunn mit Rückblick und AusblickBürgermeister Markus Haas bei seiner ersten Neujahrsansprache. (Foto: Hofherr)Waldbrunn.

„Lassen Sie uns gemeinsam mehr Zukunft wagen“, forderte Bürgermeister Markus Haas beim traditionellen Neujahrsempfang der Gemeinde Waldbrunn in der Winterhauch-Halle. Doch zuvor begrüßte der neue Verwaltungschef zahlreiche Bürger und Ehrengäste auf dem Hohen Odenwald. Mit Margaret Horb (CDU) und Dr. Dorothee Schlegel (SPD) waren gleich zwei frischgebackene Bundestagsabgeordnete der Einladung am Dreikönigstag gefolgt. Auch Landrat Dr. Achim Brötel, Alt-Bürgermeister Klaus Schölch, Bürgermeisterkollegen aus den umliegenden Städten und Gemeinden, Kreis-, Gemeinde- und Ortschaftsräte sowie Vertreter der Vereine und der Wirtschaft waren gekommen.
Eröffnet wurde der Neujahrsempfang wie in jedem Jahr von den Sternsingern der Pfarrgemeinde St. Maria Waldbrunn, die den Anwesenden und der Halle den Dreikönigssegen „Christus Mansionem Benedicat – Gott segne dieses Haus“ spendten.
Anschließend dankte Bürgermeister Markus Haas in seiner ersten Neujahrsansprache den Wählern für das überwältigende Vertrauen, mit dem sie ihn im vergangenen Jahr ins Amt gewählt hatte. Mit der Wahl hätten die Bürger seine persönliche, aber auch die Zukunft der Gemeinde und der Einwohner maßgeblich „gewagt“.
Unter dem Motto „Anpacken für Waldbrunn“ habe er um Unterstützung geworben, um das Anpacken auch gleich nach Amtsantritt im Mai 2013 zu realisieren. Mit dem Bau eines Ärztehauses durch einen Privatinvestor und der Übergabe der Hausarztpraxis Körting von Vater an Sohn habe man einen wichtigen Schritt zur Sicherstellung der medizinischen Versorgung in Waldbrunn. Mit dem bereits bestehenden Ärztehaus Starck/Lenz sei man damit einen wichtigen Schritt in Richtung „Zukunftsfähigkeit“ gegangen.
500 Sternsinger NJE 2014
Traditionell eröffnen die Sternsinger den Neujahrsempfang. (Foto: Hofherr)
Auch die Einrichtung der Ruftaxi-Linie von Eberbach nach Waldbrunn in den Abend- und Nachtstunden habe man die Attraktivität der Winterhauchdörfer enorm gesteigert, wie die gute Auslastung belege. Mit einem relativ geringen finanziellen Aufwand und der Unterstützung durch den Neckar-Odenwald-Kreis sei es dabei gelungen eine bedarfsgerechte Verbesserung der Lebensverhältnisse zu erreichen, stellte das Gemeindeoberhaupt die Bedeutung heraus.
Man habe allerdings auch große Investitionsschwerpunkte stemmen müssen. Für den Ausbau der Simmesstraße in Mülben und der Sanierung des Bürgerhauses in Schollbrunn habe man 900.000 Euro aufbringen müssen. Die Modernisierung des Alten Schule stehe in engem Zusammenhang mit der 650-Jahrfeier des Ortsteils Schollbrunn im Juni 2014. Im ganzen Dorf sei zu spüren, dass man gemeinsam auf dieses Ereignis hinarbeiten. So sei ein richtiger Ruck durch die Dorfgemeinschaft gegangen. Überall habe man sich zusammengerauft, um das Fest zu einem wunderbaren Erlebnis werden zu lassen, lobte Bürgermeister Markus Haas das Engagement der Schollbrunner, aber auch der Waldbrunner in den anderen fünf Ortsteilen, die sich ebenfalls am Festgeschehen beteiligen.
Ein besonderer Höhepunkt im vergangenen Jahr sah Haas in der Auszeichnung des Katzenbuckels als „Geotop des Jahres 2013“ durch den UNESCO-Geopark. Dass es gelungen sei, diese Auszeichnung nach Waldbrunn zu holen, sei dem Einsatz seines Amtsvorgängers Klaus Schölch zu verdanken, wofür ihm der Dank der ganzen Region gebühre, lobte das Gemeindeoberhaupt. Durch diese Aufwertung werden sowohl der Katzenbuckel, damit aber auch die Gemeinde Waldbrunn noch bekannte und bei Besuchern beliebter, zeigte sich Markus Haas überzeugt.
Dass man in Waldbrunn gemeinsam etwas bewegen könne, habe er auch bei der Bewerbung um eine sogenannte „Alla Hopp“-Anlage bei der Dietmar-Hopp-Stiftung erlebt. Innerhalb weniger Tage hätten sich weit über 1.000 Waldbrunner auf Facebook, aber auch auf Unterschriftenlisten für die Bewerbung um eine der 18 Anlagen ausgesprochen und ihre Unterstützung bekundet, zeigte sich der Bürgermeister beeindruckt. Dieses Ergebnis zeige, dass es in Waldbrunn noch Begeisterungsfähigkeit, Einsatzbereitschaft und gemeinschaftliches Engagement, eben eine „Mitmach-Kultur“ gebe, auf die er als Gemeindeoberhaupt sehr stolz ist.



Neben all den konsensfähigen Unternehmungen habe man mit dem Thema „Windpark Markgrafenwald“ aber auch eine Kontroverse bestehen müssen. Man habe von Beginn an, auch schon unter Amtsvorgänger Klaus Schölch, bei mehreren Bürgerinformationsveranstaltungen die Argumente ausgetauscht und letztlich das gemeindliche Einvernehmen erteilt. Die Wochen und Monate der Entscheidungsfindung hätten dabei nicht nur Verwaltung und Bürgermeister, sondern auch die Kommunalpolitiker in den Gremien in Konflikte gestürzt. Auch wenn die Rahmenbedingungen in den „fernen“ Hauptstädten Berlin und Stuttgart bzw. im noch ferneren Fukushima gemacht wurden, habe man sich in Waldbrunn der Verantwortung stellen und eine Entscheidung fällen müssen, hob Haas hervor, und merkte an, dass man als Entscheider auch schmerzlichen Prozessen unterworfen ist. Es bringe jedoch nichts, wenn man sich verweigert. Vielmehr sei man gefordert, die Sachverhalte abzuwägen, zu bewerten und letztlich konstruktiv zu handeln. Dass die Diskussionen bis auf wenige Ausnahmen immer sachlich verlaufen sei, müsse man trotz der Kontroverse mit dem Dank an alle Beteiligten hervorheben.
Nachdem Bürgermeister Markus Haas seinen Rückblick beendet hatte, rief er in Anlehnung an den ehemaligen Bundeskanzler Willy Brandt dazu auf, gemeinsam „mehr Zukunft zu wagen“.
Es zeige sich in Umfragen zwar, dass die Menschen der Politik immer weniger zutrauen, im Hinblick auf die Kommunalwahlen im Mai 2014 seien nun aber aller Bürger dazu aufgerufen, sich für die Zukunft ihrer ganz persönlichen Lebensverhältnisse vor Ort einzubringen. Sei es als Wähler oder sogar als Kandidat für Ortschafts-, Gemeinde- oder Kreisrat. Man sei zwar Sach- und Sparzwängen unterworfen, könne aber als Gemeinderat viel bewirken und bewegen. Für ihn sei das ehrenamtliche Engagement als Gemeinderat die „Königsdisziplin des Ehrenamts“, weshalb er alle aufforderte sich zur Wahl zu stellen und vom Wahlrecht Gebrauch zu machen.
Weiterhin führte Verwaltungschef Markus Haas aus, dass auch 2014 erheblich investiert werden soll. So wolle man den Ausbau der Datenautobahn forcieren um in allen Ortsteilen eine Versorgung von 25 MBit/s zu bieten. Neben schnellem Internet plane man die Einrichtung einer Ganztagesgrundschule und ausreichende Angebote für die Kinderbetreuung in allen Altersklassen zu schaffen. Ohne solche Angebote sei man bei Familien nur zweite Wahl, zeigte sich Haas überzeugt.
Aufgrund von Sparzwängen, die eine Konsolidierung des Gemeindehaushalts erfordern, können nicht alle Maßnahmen sofort umgesetzt werden, bat er um Verständnis. Außerdem warb er darum, Aufgaben, die von der Gemeinde finanziell nicht zu stemmen seien, durch ehrenamtliches Wirken zu füllen. Viel Lebensqualität auf dem Winterhauch basiere auf Initiativen und dem Einsatz der Bürger, lobte und dankte Markus Haas. Waldbrunn sei auch künftig auf dieses Engagement angewiesen, um die Gemeinde in die gemeinsame Zukunft zu führen. Gerade diese Gemeinsamkeit stärke Waldbrunn und die Bürgerschaft und sei somit eine gute Basis für das Jahr 2014, schloss Bürgermeister Markus Haas seine Ansprache.
Es folgten Grußworte von MdB Margaret Horb, Dr. Dorothee Schlegel und Landrat Dr. Achim Brötel bevor verschiedene Ehrungen anstanden (gesonderte Berichte folgen). Daneben wurde auch Oberstleutnantt d.R. Bernd Kisling für sein Engagement in der Reservistenkameradschaft Waldbrunn geehrt.
Für die musikalische Umrahmung des Neujahrsempfangs war ein eigens gegründetes Bläserquintett um Edwin Petschenka verantwortlich.
Nach dem Badnerlied und dem Ende des offiziellen Teils, war viel Raum für persönliche Gespräche in zwangloser Atmosphäre.
50 Gaeste NJE 2014
Die Ehrengäste mit Bürgermeister Markus Haas beim Neujahrsempfang in der Winterhauch-Halle. (Foto: Hofherr)