Waldbrunn plant Zusammenlegung von Ortsteilen

Waldbrunn. (as) Seit Monaten beteiligt sich das Winterhauchdorf Mülben an dem Wettbewerb „Unser Dorf hat Zukunft“. Nachdem man beim Kreisentscheid nur knapp auf den zweiten Platz verwiesen wurde, hat sich Mülben für den Bezirksentscheid qualifiziert. Derzeit bemüht sich die gesamte Dorfgemeinschaft darum, den Ort noch lebenswerter zu machen. Neben einem Grünplan zur Anlage eines Feuchtgebiets, der Pflanzung von Streuobstbäumen und der Neuanlage im Kurpark stehen viele weitere Maßnahmen auf dem Programm, mit denen man im Juni die Kommission überzeugen will, um sich im Bezirksentscheid zu behaupten.

Mitten in diese Euphorie dann die Nachricht im Rahmen der letzten Gemeinderatssitzung dann die Nachricht, dass der Erhalt der innerörtlichen Infrastruktur immer teurer wird und in Anbetracht des demografischen Wandels mit rückläufigen Bevölkerungszahlen und dadurch geringeren Zuweisungen durch Bund und Land von einer kleinen Gemeinde wie Waldbrunn kaum noch zu stemmen sind. Deutlich wurde dies bei zwei Straßensanierungsmaßnahmen, die jeweils bis zu knapp 500.000 Euro kosten könnten. Gerade aufgrund der hohen Entsorgungskosten für belastetes Material in alten Straßen ließ sich Bürgermeister Markus Haas zu der Aussage hinreißen, dass man sich in Verwaltung und Gemeinderat künftig fragen müssen, ob man Straßen überhaupt noch sanieren soll oder besser auf teure Maßnahmen verzichtet.



In Anbetracht der Tatsache, dass es seit 2005  fast 400 Waldbrunner weniger gibt, und diese Entwicklung laut Statistischem Landesamt Baden-Württemberg auch so weiter geht, gab es  nach der öffentlichen Sitzung, hinter verschlossenen Türen, sogar den Antrag, die Zusammenlegung der sechs Ortsteile zu zwei oder maximal drei Dörfern zu untersuchen.

Gerade die Tatsache, dass Wasser- und Abwasserleitungen, Straßen, Bürgerhäuser, Friedhofskapellen etc. enorm hohe Kosten verursachen, hat diese Idee beflügelt. Ob nun die beiden Straßenbaumaßnahmen von Strümpfelbrunn in den Höllgrund bzw. die Wilhelmstraße in Weisbach für ca. 500.000 Euro, der Bürgersaal in Schollbrunn für 800.000 Euro, Simmesstraße und Wagenschwender Weg in Mülben, Katzenbuckel-Therme 7 Mio. und noch kein Ende in Sicht, um nur einige Maßnahmen zu nennen.

In geheimer Abstimmung votierte der Gemeinderat nicht-öffentlich dafür, Bürgermeister Markus Haas zu beauftragen, eine Zusammenlegung in die Wege zu leiten. Zunächst soll im Rahmen einer Inventur erfasst werden, in welchem der sechs Ortsteile in den kommenden Jahren die größten Investitionen notwendig werden, wie sich die Bevölkerung entwickeln wird, wie aktiv die Dorfgemeinschaften sind, wie hoch der Anteil an leerstehenden Gebäuden ist, um in einem weiteren Schritt abzustimmen, welche Dorfgemeinschaft wo integriert werde soll und kann.

Vonseiten des Gemeinderats ist man sich natürlich darüber im Klaren, dass enorme Umsiedlungskosten auf den kommunalen Haushalt zukommen. Aber mittelfristig sollen sich diese Kosten durch geringe Ausgaben bei den Infrastrukturmaßnahmen mehr als ausgleichen.  Bürgermeister Markus Haas war im Rahmen eines Berlinbesuchs des Kreistags in der vergangenen Woche sogar schon im Bundeskanzleramt mit der Idee vorstellig und bat um Unterstützung bei dieser bislang einmaligen Überlegung einer Gemeinde.

Um ein Stimmungsbild der Bevölkerung einzuholen, das möglichst spontan und ohne große zeitliche Möglichkeiten, sich abzustimmen und zu organisieren, findet am heutigen Mittwoch, um 19:30 Uhr, im Gasthaus Drei Lilien in Mülben eine erste Bürgerversammlung statt. Die Bürger Waldbrunns sind eingeladen, an diesem Abend ihre Meinung zu sagen.

2015 03 Altmeier Kreistag

Gemeinsam mit den Kollegen aus dem Kreistag Landrat Dr. Achim Brötel (li.), Dr. Dorothee Schlegel (2.v.li.) und Alois Gerig (re.) war Waldbrunns Bürgermeister Markus Haas beim Kanzleramtsminister Peter Altmaier in Berlin, um dort unter anderem das Konzept der Dorfzusammenlegung vorzustellen. Altmaier versprach eine wohlwollende Prüfung des innovativen Anliegens. Damit lasse sich das Leben im Ländlichen Raum auch mit weniger Menschen finanziell darstellen. (Foto: pm)