Neun Chöre sangen zum Lutherjahr

Vor 100 Jahren wurden die Glocken der evangelischen Kirche in Strümpfelbrunn geweiht. (Foto: Hofherr)

Waldbrunn.  Anlässlich des Reformationsjubiläums und anlässlich des 100-jährigen Jubiläums der Jugenstilkirche im Waldbrunner Ortsteil Strümpfelbrunn, fand am Sonntag ein außergewöhnliches Konzert statt, das bedeutend mehr Zuhörer verdient hätte, als tatsächlich den Weg in die Kirche fanden.

Eine wichtige Forderungen Martin Luthers war es, den Pfarrer die Gottesdienste nicht alleine feiern zu lassen, sondern zu singen. Was bei Altgläubigen für Entsetzen sorgte, ist heute selbstverständlich, der Gesang der Gläubigen im Gottesdienst. Denn seit dem 19. Jahrhundert kam zur Belebung der Gottesdienste eine weitere Erneuerung dazu Es wurden Kirchenchöre gegründet. Spätestens von da an wurden die Menschen „von der Wiege bis zur Bahre“ mit Chorgesang begleitet.

Um dieser Tradition nachzukommen und das 500-jährige Jubiläum der Thesen sowie die Erbauung der Kirche zu feiern, waren evangelische Kirchenchöre aus Dallau, Auerbach, Lohrbach, Neckarelz, Oberdielbach, Obrigheim, Strümpfelbrunn und Waldkatzenbach auf dem Winterhauch zusammengekommen, um mit Psalmengesang und neuen Kirchenliedern den Glauben zu Gott zu bekennen.

Mit Liedern von Johann Sebastian Bach, aber auch neueren Stücken, die von Johannes Michel, der lange in Eberbach wirkte, komponiert worden waren, bis hin zu Kirchenlieder aus Schweden sowie dem angelsächischen Raum ließen die Sängerinnen und Sänger das “Lobet Gott” erklingen.

Zu einem besonderen Hörerlebnis wurde das Chorkonzert dadurch, dass die neun Chöre zu einem Chor verschmolzen, und dass die Zuhörer mitten unter den Sängerinnen und Sängern ihren Platz fanden.



“Überraschend erklang plötzlich aus allen Richtungen Musik”, stellte Bürgermeister Markus Haas nach dem Konzert fest. Das sei zunächst gewöhnungsbedürftig gewesen, so das Oberhaupt der politischen Gemeinde, der seinen Platz im Sopran gefunden hatte, wurde dann aber zu einem tollen musikalischen Erlebnis.

In ihrer gemeinsamen Predigt stellten Pfarrer Jonathan Richter und Pfarrerin Birgit Lallathin den Vers „Ein feste Burg ist unser Gott“ aus einem von Luther selbst verfassten Kirchenlied in den Mittelpunkt. Dabei hoben sie hervor, dass es bei dem Lied, das von den Chören im Wechsel mit der Gemeinde gesungen wurde, dass es trotz des kriegerischen Untertons mit Wehr und Waffen weniger um einen Kampf gegen jemanden geht, sondern dass es Martin Luther vielmehr darum ging, Mut zu machen, wenn er wie David in 2. Samuel 22, Vers 2 zu Gott betet: Der Herr ist mein Fels und meine Burg und mein Erretter. In diesem Sinn gibt Gott in einer Burg Schutz und Halt und beschützt gegen Angriffe von außen. Daher sei das Lied ein Mutmacher-Lied, so Birgit Lallathin.

Dazu passe auch, dass der Spruch über dem Portal der vor 100 Jahren geweihten evangelischen Kirche in Strümpfelbrunn, wusste Pfarrer Jonathan Richter. Genau auf diesen Spruch blickten vor 100 Jahren die Patronatsherren des Hauses von Baden. Während der Zeit des I. Weltkriegs hätten viele Menschen Schutz und Trost in der Kirche gefunden. Auch nach dem II Weltkrieg habe Kirche und insbesondere die in Strümpfelbrunn Mut gemacht und Schutz geboten. So habe er in den Archiven der Gemeinde entdeckt, dass im Jahr 1946 mehrere Familien, die ehemals von Nazi-Deutschland besetzte Gebiete verlassen mussten, im Pfarrhaus ihre erste Unterkunft und damit Schutz in der Fremde fanden. Auch in aktueller Zeit biete die Gemeinde wieder eine Burg für Menschen, die ihre Heimat wegen kriegerischer Auseinandersetzungen verlassen mussten. Seit gut einem Jahr treffen sich regelmäßig neue und alteingesessene Waldbrunner im Begegnungscafé CULTURA, das regelmäßig donnerstags von 17-19 Uhr im Gemeindehaus zum Miteinander aller Kulturen einlädt. so Pfarrer Richter.

Am Ende des Gottesdienstes, dessen musikalische Gesamtleitung in der Verantwortung von Bezirkskantor KMD Bernhard Monninger lag, überreichte Dekan Folkhard Krall den Chorleitern sowie den Chorobleuten als Erinnerung an den Reformationsgottesdienst eine Playmobil-Figur Martin Luthers.

Im Gemeindehaus feierten Sängerinnen und Sänger mit den Zuhörern ein gelungenes Chorkonzert.

KP Chorkonzert zum Lutherjahr

Dekan Dekan Folkhard Krall (li.) überreicht Chorleitern und Obleuten eine Martin-Luther-Figur von Playmobil zur Erinnerung an das Chorkonzert zum Reformationsjubiläum. Die Dialog-Predigt von Pfarrerin Birgit Lallathin (Mitte) und Pfarrer Jonathan Richter (re.) ging es um „Ein feste Burg ist unser Gott“. (Foto: Hofherr)