Abwasserbeseitigung wird Jahrhundert-Projekt

Immer wieder kam es Anfang 2019 zur Schaumbildung unterhalb der Kläranlage Waldkatzenbach. Nach unserer Berichterstattung, die auch vom SWR aufgegriffen wurde, gab es im Februar 2019 einen Ortstermin. Dabei wurde erstmals von einem Strukturgutachten im Zusammenhang mit der Abwasserbeseitigung angesprochen. Nun wurde dieses Gutachten im Gemeinderat Waldbrunn vorgestellt. (Archivfoto: Hofherr)

Investitionkosten über 20 Mio. Euro erforderlich – Förderung durch das Land möglich

Waldbrunn.  Aufgrund von Schaumbildung unterhalb der Kläranlage Waldkatzenbach in der Eisigklinge, die durch unsere Berichterstattung im Lauf des Jahres 2019 öffentlich wurde (KP berichtete) und neben der Gemeindeverwaltung auch das Landratsamt und den NABU Waldbrunn mobilisierte, und der Tatsache, dass die drei Waldbrunner Kläranlagen in Waldkatzenbach, Strümpfelbrunn und Schollbrunn am Ende ihrer Betriebsdauer angekommen sind, gab die Gemeinde im Jahr 2020 ein sogenanntes Strukturgutachten in Auftrag.

Das Planungsbüro Sack & Partner aus Adelsheim wurde mit der Zustandsbeschreibung sowie der Lösungsfindung beauftragt. In der jüngsten Gemeinderatssitzung war es dann soweit, und Planer Marco Rieß stellte dem Gremium seine Ergebnisse vor. Diese waren für die Kommunalpolitiker und die gebührenzahnenden Bürger wenig erfreulich.

Denn aufgrund der schwierigen topografischen Lage mit sechs Ortsteilen und mehreren Weilern sowie vielen Höhenmetern, die überwunden werden müssen, sowie der Notwendigkeit einer zusätzlichen Reinigungsstufe dürften die Kosten für die Realisierung der Abwasserbeseitigung, unabhängig von der letztendlich getroffenen Maßnahme, mit Kosten von über 20 Mio. Euro im Gemeindehaushalt auftauchen, ließ Rieß den Gemeinderat und die Verwaltung wissen.

Eine weitere Schwierigkeit sind die hohen Fremdwasserzutritte, die hohe Kosten verursachen. In diesem Zusammenhang will Bürgermeister Markus Haas mit den Ortsvorstehern mögliche Problemfelder zu ermitteln. Aufgrund von durchgeführten Messungen gibt es in Oberdielbach. Mögliche Ursachen sind hier ein hoher Grundwasserspiegel am Brandweiher, teilte Rieß mit.

Die Quellen der Fremdwasserzutritte sollten nach und nach beseitigt werden, da es zum einen gute Förderungsmöglichkeiten gibt und sich die Investitionen aufgrund gesenkter Abwassermengen relativ schnell amortisieren.

Insgesamt hat das Büro Sack & Partner 15 unterschiedliche Lösungsansätze auf ihre Machbarkeit hin untersucht. Dabei wurde deutlich, dass weder ein Anschluss an die Kläranlage in Eberbach, noch die Abwasserbeseitigung über die neue Anlage in Obrigheim ausreichend sind. Da die Gemeindeverwaltung aufgrund der Komplexität der Bildung von Abwasserzweckverbänden nur einen Partner haben will, waren Kombinationslösungen von vornherein ausgeschlossen.

Im weiteren Verfahren wurde auch die Abwasserbeseitigung über die Kläranlage in Fahrenbach überprüft. Die dortigen, zusätzlich zu errichtenden Kapazitäten sind jedoch auch nicht in der Lage, das gesamte Abwasser der 5.000 Waldbrunner zu behandeln. In diesem Fall müsse man am Standort Schollbrunn eine eigene Kläranlage betreiben, erläuterte Marco Rieß die Konzepte.

Im weiteren Verlauf will das Planungsbüro die wahrscheinlichsten Konzepte weiter ausarbeiten, mit potenziellen Partnern sprechen, um mögliche Entsorgungsmengen zu ermitteln und Wirtschaftlichkeitsberechnungen anstellen, um die finanzielle Entwicklung für die nächsten 40 bis 50 Jahre zu skizzieren. Allerdings sei es noch ein sehr weiter Weg für bis zur Umsetzung dieses Jahrhundert- bzw. Generationenprojekts.

Abschließend ließ Marco Rieß das Gremium noch wissen, dass es derzeit Förderungen bis zu 80 Prozent gibt. Worauf hin Kämmerer Joachim Gornik klarstellte, dass man dennoch einen knapp zweistelligen Millionenbetrag vonseiten der Gemeinde bzw. des Gebührenzahlers stemmen müsse, wodurch die Abwassergebühren deutlich erhöht werden müssen.

Die Sprecher der Fraktionen dankten dem Planer für die ausführliche Darstellung der Problematik. Sophia Lampe von der UBW-Fraktion kritisierte jedoch die lange Bearbeitungszeit. Hätte man das Projekt schneller geplant, könne man auf dem Weg bereits weiter sein, wodurch möglicherweise Kosten gespart würden, bemerkte die Politikerin im Hinblick auf die Kostenexplosionen im Baugewerbe.

Bürgermeister Markus Haas ließ das Gremium hierzu wissen, dass es bei einer solchen Investitionssumme vieler Überlegungen und Maßnahmen bedürfe, die ihre Zeit benötigen. Außerdem seien die Förderbescheide erst im April 2020 eingegangen sind, weshalb man nicht früher habe beginnen können. Planer Marco Rieß ergänzte, dass es der ganze Schriftverkehr mit den zuständigen Behörden und potenziellen Partner sehr zeitintensiv seien.

Anschließend vergab der Gemeinderat den Auftrag für die Elektroinstallationsarbeiten im Kinder-Campus Winterhauch Waldbrunn a n die Firma Westermann aus Mosbach für 811.000 Euro und stimmte dem Abschluss einer Honorarvereinbarung für die Ingenieurleistungen zur Baugebietserschließung „Brühlstraße“ im Ortsteil Schollbrunn zu. Der Auftrag ging an das Ingenieurbüro IFK Ingenieure aus Mosbach für das vorläufige Gesamthonorar in Höhe von 55.600 Euro. ​