Bürgerprotest gegen „Mega-Solarpark“

Weisbach.

Es ist zwar nahezu Konsens, dass man sowohl Atomenergie, als auch fossile Brennstoffe reduzieren und stattdessen auf Erneuerbare Energien gesetzt werden soll – die sogenannte Energiewende.

Dennoch formiert sich überall dort Widerstand, wo Windkraftanlagen gebaut werden sollen. Nun habe sich – erstmals wie Frank Mostaff, von der Firma Enerkraft berichtet, auch gegen einen Solarpark bzw. eine Freiflächen-Photovoltaikanlage auf einem Feld bei Weisbach Bürgerprotest organisiert.

Die Anwohner der Wilhelmstraße im Waldbrunner Ortsteil Weisbach schreiben damit möglicherweise Geschichte. Aber darum geht es ihnen nicht. Es geht auch nicht um den „Mega-Solarpark“, so die Sprachregelung der betroffenen Anwohner, sondern um die Nähe zu ihren neu gebauten Häusern und die Größe der Anlage.

Ursprünglich seien nur 13 Hektar geplant worden, nun sollen die Solarpanele auf einer mehr als doppelt so großen Fläche, nämlich 27 Hektar gebaut werden. Wenn sie das gewusst hätten, wären sie niemals nach Weisbach gekommen, um dort zu bauen, berichten die Anwohner einmütig. Mehrfach betonen sie, dass es ihnen nicht um den Solarpark als solches gehe, sondern nur um die Größe und den Standort.

Sie befürchten einen Wertverlust bei ihren Immobilien und beim ganz persönlichen Wohlfühlfaktor. Man sei wegen des Slogans „Dort wohnen, wo andere Urlaub machen!“ und müsse nun auf einen riesigen Solarpark blicken, der entgegen den Beteuerungen des Projektierers von der Firma Enerkraft aus Erlenbach, sehr wohl von den Einfamilienhäusern aus zu sehen sei.

Auch das Mikroklima können sich durch Hitzeentwicklungen durch die Anlage, negativ auf Flora und Fauna auswirken, so die Sorgen der Nachbarn. Immissionen durch Magnetfelder und Lärmentwicklung bei Sturm, Regen, Hagel seien aus Belästigungen für die unmittelbaren Anwohner zu erwarten. Auch Spaziergänge in Richtung Sportplatz seien nach dem Bau nicht mehr attraktiv, da durch den Bau des „Mega-Solarparks“ die Natur zerstört werde.

Diesem Argument widersprach nicht nur Frank Mosthaf von der Firma Enerkraft, auch vonseiten anwesender Gemeinderäte regte sich zu dieser Aussage Unmut. Es sei doch sehr fraglich, ob eine konventionell bewirtschaftete, landwirtschaftliche Fläche, mit dem Einsatz von Dünger und Herbiziden, besser sei, als ein Solarpark, der nach dem Bau laut Mosthaf komplett hinter einer fünf Meter breiten und drei Meter hohen Hecke verschwinde.

Solche Hecken seien sehr viel artenreicher, bieten Schutz für Vögel und Kleinsäuger, sodass es eine deutliche Verbesserung im Sinne der Biodiversität mit sich bringe, so ein weiterer Einwand.

Außerdem hob Frank Mosthaf hervor, dass man mit 100 Metern, freiwillig einen großzügigen Abstand gewählt habe. Auf mögliche Störungen durch die Wechselrichter angesprochen, ließ Mosthaf die Kritiker wissen, dass diese baugleich mit den Modellen seien, die in Einfamilienhäusern eingebaut würden.

Auch die Blendwirkung, die manche Anwohner befürchten, könne aufgrund der Ausrichtung der Bebauung weitestgehend ausgeschlossen werden, informierte Frank Mosthaf die Anwesenden.

Weitere Kritiker hoben hervor, dass man zwar grundsätzlich für den Ausbau Erneuerbarer Energien eintrete, aber nicht nachvollziehen könne, weshalb ein kleiner Ortsteil die komplette Last dafür tragen müsse, ohne dass für die Einwohner „etwas dabei rüber kommt“.

Leider, so Mosthaf sei es bisher gesetzlich nicht möglich, aus der Anlage stammenden Strom billig an die Weisbacher abzugehen. Seine Firma werde den Ertrag der Anlage aber komplett in Waldbrunn versteuern, sodass während des Betriebs Gewerbesteuerzahlungen zu erwarten seien.

In einem Flyer hoben die Anwohner darüber hinaus ihre Sorgen beim Brandschutz und beim Schutz vor Starkregen-Ereignissen hervor.

Frank Mosthaf versprach abschließend, dass man schnellst möglich eine Visualisierung erstellen und dem Gemeinderat und den Bürgern präsentieren werde, dann könne man „sehen“ worüber man spreche. Bürgermeister Markus Haas ließ die Anwesenden wissen, dass man noch ganz am Anfang des Projekts stehe.

Im Rahmen der Bebauungsplanänderung würden die Pläne noch zweimal offengelegt, sodass jeder in diesem Verfahren seine Einwände und Befürchtungen formulieren könne. Diese werden dann geprüft und je nach Abwägung auch in den Plan aufgenommen.

Er gab jedoch noch zu bedenken, dass es sicher nicht allen alteingesessenen Anwohnern der Wilhelmstraße gefallen habe, als der Gemeinderat den weiteren Ausbau beschloss. „Denn Ihre Häuser stehen ebenfalls auf ehemals landwirtschaftlich genutzten Flächen!“ Hier sei ein Geben und Nehmen notwendig.