(Foto: Liane Merkle)Mudau/Waldbrunn. (lm)
Relativ kurz nach seiner Ausstellung in Schloss Königshain bei Görlitz unter dem Titel „Stimmungswechsel“ (wir berichteten) richtet der Waldbrunner Künstler Michael Lerche seine nächste Ausstellung unter dem Titel „Systemwechsel“ im Restaurant „Genuss am Golfpark“ in Mudau aus.
Zurückzuführen sei dies auf die enorme Spannweite an Eindrücken und Inspirationen, die er nach vier Wochen als Via Regia Austauschstipendiat aus der Oberlausitz mitgebracht habe und die er so schnell wie möglich mit den Bürgern des Neckar-Odenwald-Kreises teilen wollte.
Eröffnet wurde die Ausstellung von Joachim Prutzer als Geschäftsführer der Golf- und Freizeitanlagen Mudau GmbH, von Bürgermeisterstellvertreter Christian Hört und Landrat Dr. Achim Brötel, der als einer der Ideengeber des Via-Regia-Stipendiums der Landkreise Neckar-Odenwald und Görlitz den Künstler als besonders und die Vernissage als außergewöhnlich bezeichnete.
Das Projekt ist noch sehr jung, doch gerade Kunst bereichert die intensiv gelebte Partnerschaft der Landkreise, ebenso wie der Azubi-Austausch, und knüpft an zahlreiche gemeinsame Aktionen der Kunstvereine Oberlausitz und Neckar-Odenwald an, die 2010 unter dem Motto „zusammenwachsen – zusammen wachsen“ begannen.
Als jüngstes Kind in Sachen Kunst zum „Brückenbau“ haben die beiden Landkreise 2020 ein gemeinsames Kunststipendium ausgelobt und Bettina Böhme habe als erste Künstlerin aus der Oberlausitz im letzten Herbst vier Wochen lang im Neckar-Odenwald-Kreis gelebt und gearbeitet.
„Damit schließt sich der Kreis hin Michael Lerche. Aus dem jüngsten Kind in unserer Reihe ist dank ihm jetzt also das jüngste Glied in dieser Kette geworden, die uns miteinander verbindet.“ Seine – das Stipendium begleitende Ausstellung – habe Lerche mit Bezug auf die zwei Pandemiejahre mit dem Wechselbad der Gefühle von panischer Angst bis zu immer wieder aufkeimender Hoffnung „Stimmungswechsel“ genannt.
Weshalb die aktuelle Ausstellung im Golfrestaurant unter dem Titel „Systemwechsel“ steht und wie der Künstler die vier Wochen in der Oberlausitz erlebt hat, wurde in dem Interview, das Sarah Kinsky als Geschäftsführerin des Schlesisch-Oberlausitzer Museumsverbunds mit ihm führte, deutlich.
Er habe das Stipendiat sehr gerne angenommen, wenn ihm auch zu Beginn nicht wirklich klar war, was von ihm in dieser Funktion erwartet wurde. Da er aber sehr gastfreundlich aufgenommen und von zwei älteren, sehr kundigen Fremdenführerinnen nahezu professionell begleitet worden sei, hätten die vielen verschiedenen Eindrücke ihm schnell den künstlerischen Weg gewiesen.
Er sprach dem Landrat in seiner Begeisterung für die Oberlausitzer Landschaft und die Menschen, die er nicht als Granitschädel kennengelernt habe, praktisch aus dem Herzen mit der Spannweite von Eindrücken zwischen Trostlosigkeit und Ärmel hochkrempeln, zwischen wunderbarer Natur und tiefen Schürfwunden in der Landschaft, zwischen zerfallener Bausubstanz und liebevoll renovierten Herrenhäusern.
Großflächige Spachtelarbeiten drücken diese energiegeladenen Eindrücke aus. In Grün gehalten die „Familiengeschichten“ aus einer bemoosten Gruft, in Brauntönen der „Systemwechsel“, der ihm beim Anblick einer Industrie-Ruine mit rostigen Stahlelementen und Baumbewuchs in den ehemaligen Produktionshallen deutlich wurde.
Der „Systemwechsel“ hat ihn vier Wochen lang begleitet und beschäftigt, und sei ihm zum einen durch die visuellen Eindrücke, aber auch durch die umfangreichen Erzählungen aus der vergangenen DDR-, aber auch der Umbruch- und der Jetzt-Zeit, seiner beiden versierten Fremdenführerinnen und der jederzeit bereitwilligen Ausführungen seiner Gastgeber deutlich geworden und habe ein Ventil in seiner Kunst gesucht und gefunden, ob in den Spachtelarbeiten, in Ölgemälden oder mit seinen professionellen Fotos „Print auf Alu Dubond“.
Dr. Brötel brachte es mit einem Einstein-Zitat auf den Punkt: „Kreativität ist die Intelligenz, die Spaß hat“, und er sprach Michael Lerche ein außergewöhnlich hohes Maß an Kreativität zu.
„Sie sind nicht der extrovertierte Typ Mensch mit eingebautem Lautsprecher, der der Welt permanent mitteilt, was er gerade so wahrnimmt, sondern eher der stille, aber sehr feine Beobachter, der seine Wahrnehmungen, aber auch die damit verbundenen Gefühle, Stimmungen und Emotionen lieber künstlerisch verarbeitet,“ zur Schaffung von Klarheit bewusst reduziere und in der Ruhe und der Stille der Kunst einen Kontrast schaffe.
Seine zurückhaltende Art hat ihm viele Freunde und Fans in der Oberlausitz beschert, darunter auch Sarah Kinsky und Frau Neugebauer, für die es keine Frage war, die 600 Kilometer Entfernung von der Oberlausitz bis zur Ausstellungseröffnung im Mudauer Golfrestaurant auf sich zu nehmen.
Den gelungenen musikalischen Rahmen dieser Vernissage gestaltete der irische Songwriter und Sänger Saoirse Mhor mit Tochter.