(Foto: Nico Zimmermann)
Waldbrunn. 85 Jahre nach der Reichpogromnacht im nationalsozialistischen Deutschland und gut einen Monat nach der barbarischen Terrorattacke der Hamas auf Israel setzte auch Waldbrunn ein Zeichen gegen Hass und Hetze. Dazu aufgerufen hatten sowohl politischen Parteien, als auch weltliche und kirchliche Gemeinden. Unterstützt wurde die Mahnwache von den Kirchenchören und von den Waldbrunner Konfirmanden.
Nachdem Gregor Kalla die gut 80 Teilnehmer mit Shalom, Salam und „Friede sie mit euch“ begrüßt hatte, brachte Sirkka Zimmermann ihre Freude über die große Resonanz zum Ausdruck. Gut 90 Jahre nachdem Adolf Hitler und dessen NSDAP an die Macht gekommen seinen und 85 Jahren nach der Reichspogromnacht sei es wichtig, Position zu beziehen. Dass in diesem Jahr nicht nur die Kirchen, sondern alle Waldbrunner Parteien und Wählervereinigungen den Aufruf unterstützt haben, sei ein wichtiges Zeichen.
Besonders eindringlich war der vorgetragene Augenzeugenbericht eines jüdischen Strümpfelbrunners, der miterleben musste, wie Nachbarn und Mitglieder der SA bzw. der NSDAP beim Novemberpogrom 1938 die Synagoge schändeten, das Gebäude ausgeräumten und Kultgegegenstände wie einen Toravorhang, Betpulte und die Torarollen auf einer Wiese verbrannten. Nach den Verwüstungen zog eine Gruppe SA-Leute durch das Dorf und hat blies auf der, aus der Synagoge gestohlenen Schofar.
Auch der Wortbeitrag einer Ukrainerin, die vor dem Angriffskrieg Russlands auf ihr Heimatland nach Schollbrunn geflüchtet sind, brachten Hass und Hetze auf den Winterhauch.
Es folgte die Verlesung von Träumen durch u.a. Bürgermeister Markus Haas und Volker Kölsch. Alle Träume beschäftigten sich mit gegenseitiger Achtung, Anteilnahme, Harmonie und Zufriedenheit sowie der Abwesenheit von Hunger und Krieg.
Die Konfirmanden trugen Fürbitten vor. (Foto: Hofherr)
Nachdem die Konfirmanden ihre Fürbitten vorgetragen und Kerzen entzündet hatten, hörte die Versammlung von Gregor Kalla, dass Menschen, Politiker und Parteien, die von Überfremdung, von Flüchtlingsfluten und ähnlichem sprechen, aus der Vergangenheit nichts gelernt haben.
Die AfD sei daher mit dem Schüren von Angst, ihren Lügenkonstrukten keine Alternative. Jesus, der selbst Jude gewesen sei, habe sich immer für Verfolgte und Entrechtete eingesetzt, daher sei der rechte Rand für Christen keine Wahl, so Kalla weiter.
Abschließend wandte sich auch Sirkka Zimmermann gegen Hass und Hetze auch im Netz. Demokratie müsse zwar streitbar sein, derzeit brauche es aber auch vor dem Hintergrund des Hamas-Terrors, den erstarkendem Antisemitismus und Rassismus einen Aufstand der Anständigen. Man müsse diesen gefährlichen Strömungen Grenzen setzen und Licht ins Dunkel bringen. Abschließend forderte Sirkka Zimmermann alle Anwesenden dazu auf, in diesem Sinn jeweils ein Licht zu entzünden.
Die Waldbrunner Kirchenchöre. (Foto: Hofherr)